Mit Fritz I., dem näheren Stammvater aller drei Äste der weißen Linie des Hauses von der Schulenburg, beschreibe ich jetzt den Lebensweg eines Mannes, der den Ìbergang der Mark Brandenburg an die Hohenzollern aktiv miterlebte. Er zeigte sich dabei als ein selbstbewusster Schloßgesessener seiner Zeit und herausragender Vertreter des gemäßigten Teils des märkischen Adels.
Etwa
1350 wird er zu Beetzendorf geboren. Zu dieser Zeit wird an der Mosel
die Burg Eltz erbaut, ist der Schiefe Turm von Pisa fertig und stiftet
König Eduard III. von England den Hosenbandorden.
Fritz
erlebt, wie Kaiser Karl IV. aus dem Hause Luxemburg die Mark
Brandenburg 1373 von Otto von Wittelsbach als luxemburgische Hausmacht
erwirbt.
1411 wird der Sohn
Kaiser Karl IV: und König von Ungarn, Sigismund I. zum Deutschen König
gewählt. Er hält sich jedoch 3 Jahre lang nicht im Reich auf und hat
deshalb 2 Statthalter im Reich eingesetzt:
a) den Pfalzgrafen Ludwig III.
b) den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg
Als
im Jahr 1411 die Mark nach dem Tode des Markgrafen Jost an König
Sigismund I, zurückfällt, senden die märkischen Stände eine Abordnung
nach Ofen (Budapest), um dem neuen Herrn der Mark, also König Sigismund
I., zu huldigen. Das war damals so Brauch.
Fritz I. war einer der Abgeordneten. In den Tagen der Muße in Ofen wird Fritz I, diesem neumodischen Minnesänger Oswald von Wolkenstein zugehört haben, der recht rauhe Lieder aus seinem bewegten Leben zum Besten gab.
Nach der offiziellen Huldigung teilt zu
aller Ìberraschung der König den Delegierten der Stände und Städte in
Ofen mit, dass der Friedrich VI., Burggraf von Nürnberg und einer der
beiden Statthalter im Deutschen Reich, zum "Verweser und Hauptmann der
Mark" bestellen wolle. Nach Beratung willigen die Delegierten der Mark
ein.
In die Mark zurückgekehrt,
lehnen sie jedoch die Huldigung ab, auch Fritz I. Es beginnt nun die
Zeit, die als "Quitzowzeit" bekannt ist und in der Friedrich VI. mit
fränkischen Rittern die Macht des märkischen Adels bricht. (Friedel
Hohenlohe-Waldenburg erzählte mir am 25.7.83, einer seiner Vorfahren
sei bei den Kämpfen mit den Quitzows gefallen).
1412
zieht Friedrich VI., geleitet von fremden, zumeist fränkischen Rittern
in Brandenburg ein. Keine märkische Familie ist dabei:
Am
12.8.1412 erhält Fritz I, ein scharfes Schreiben von König Sigismund
I., Burggraf Friedrich VI. gehorsam zu sein. Auch ein zweites Schreiben
ist noch notwendig, bis Fritz I: sich, vermutlich im November 1412,
besinnt und mit den Städten und einem Teil der altmärkischen
Ritterschaft dem neuen Herrn huldigt.
Damit
ist nun aber keineswegs Ruhe eingekehrt, wie es dieses Bild
"Paradiesgärtlein", der Hortus Conclusus aus Frankfurt/Main ahnen
lassen will. Es kommt zu schlimmen Fehden zwischen den Geschlechtern,
dem Stift Brandenburg und dem Erzstift Magdeburg. Fritz I, beteiligt
sich kräftig an Fehden, denn eine Klageschrift des Erzbischofs von
Magdeburg erwähnt ihn und seine Knechte ausdrücklich. Bis März 1414 hat
Friedrich VI. jedoch allen Widerstand, auch den der Quitzow-Partei
gebrochen, deren Kopf übrigens ein Gans zu Putlitz ist. "Mit den
Feuerschlünden der Faulen Grete" hatte der neue Herr ein Schloß und
eine Burg nach der anderen erobert. Hier eine Darstellung aus dem 19.
Jahrhundert, wie sich die Quitzows ergeben.
Von
seiner Residenz Tangermünde aus erlässt Friedrich VI. eine strenge
Landfriedensordnung für die Mark. Fritz I, scheint schnell die Gunst
des neuen Landesherrn erworben zu haben, denn schon einen Monat später
am 12.4.1414 bestätigt der Burggraf Friedrich VI. alle Rechte des
Geschlechts incl. des Erbküchenmeisters der Mark Brandenburg.
Schon
bald begibt sich der Burggraf zu König Sigismund I, und wird am
30.4.1415 auf dem Konzil zu Konstanz feierlich als Friedrich I.
Markgraf und Kurfürst von Brandenburg mit der Mark Brandenburg belehnt.
Der Bericht über die Belehnung ist in der bebilderten Chronik des
Konstanzers Konzil enthalten, das primär der Glaubenseinheit galt, und
deswegen dem Reformator Huss dort das Leben kostete.
Die Belehnung lief formal wie folgt ab:
Friedrich I, wird von einem Reiterzug aus seiner Wohnung abgeholt
König Sigismund zeigt sich am Fenster des Hohen Hauses am Mark zu Konstanz
König Sigismund nimmt die Belehnung vor
Kurfürst von Brandenburg mit seinem Stander, dahinter das Banner der Hohenzollern nach der Belehnung
Es liegt jedoch kein Hinweis vor, dass Fritz I, im Gefolge des Markgrafen die Belehnung miterlebt hat.
Ende 1415/Anfang 1416 ist er gestorben.
Verfasser: Paul-Werner v.d. Schulenburg; aus: Schulenburg'sche Ahnen im Spiegel ihrer Zeit
Eheschließung: Hippolyta von Jagow, Tochter eines Hermann von Jagow (*1346):
Kinder:
- Busso I. von der Schulenburg (um 1394/1396-1475), Stammvater des älteren Hauptastes der weißen Linie;
- Bernhard VIII. von der Schulenburg, Knappe (1427-1469), Stammvater des mittleren Hauptastes der weißen Linie;
- > Matthias I. von der Schulenburg (1427-1479), Stammvater des jüngeren Hauptastes der weißen Linie, zu der auch Angern gehört.