Schlösser des 18. Jahrhunderts waren vielseitige Zentren, die das Leben des Adels umfassend strukturierten. Sie vereinten Wohnen, Repräsentation, Verwaltung und Kultur in einem prächtigen Rahmen, der die Macht und den Einfluss ihrer Besitzer widerspiegelte.

Die Wohnfunktion eines Schlosses im 18. Jahrhundert war nicht nur Ausdruck von Repräsentation, sondern auch eine harmonische Verbindung von Alltag, Kultur und Verwaltung. Diese multifunktionalen Zentren dienten als Symbol für den gesellschaftlichen Status des Adels und vereinten folgende Hauptaspekte:

Schlösser waren primär Statussymbole, die durch aufwändige Architektur und Innenausstattung Macht und Reichtum des Besitzers demonstrierten. Sie dienten als Orte für Empfänge, Bälle, diplomatische Treffen und gesellschaftliche Veranstaltungen, die das Ansehen der Familie stärkten.

  • Familienräume: Mitglieder der Familie lebten in großzügigen Appartements, die für Schlafen, Arbeiten, Essen und Empfangen aufgeteilt waren. Komfort und Eleganz standen im Mittelpunkt, wobei prunkvolle Möbel und Wandbespannungen aus edlen Materialien den Rang der Bewohner unterstrichen.
  • Wohnräume für Bedienstete: Ein eigener Bereich im Schloss war den Bediensteten vorbehalten, die für den Betrieb des Haushalts sorgten. Ihre Unterkünfte waren meist funktional und einfach gestaltet.
  • Saisonale Residenzen: Viele Adelsfamilien besaßen separate Sommer- und Winterresidenzen, die den klimatischen und gesellschaftlichen Bedürfnissen angepasst waren.

Schlösser waren administrative Zentren. Hier wurden Landbesitz, rechtliche Angelegenheiten und die Einkünfte aus den zugehörigen Ländereien verwaltet. Dies geschah oft in speziellen Büros oder Dienstzimmern.

Als Mittelpunkt großer Gutsbetriebe umfassten Schlösser Lagerhäuser, Verarbeitungsstätten und Stallungen. Die Landwirtschaft war eine wichtige Einkommensquelle und wurde direkt vom Schloss aus organisiert.

Viele Schlösser beherbergten Kunstsammlungen, Bibliotheken und Musikräume. Sie waren Orte der kulturellen Entfaltung, wo Theateraufführungen, musikalische Darbietungen und private Bildung eine zentrale Rolle spielten.

Eigene Kapellen und religiöse Kunstwerke betonten die spirituelle und moralische Bedeutung des Adels. Gottesdienste fanden oft direkt im Schloss statt, wodurch es auch ein Ort religiöser Repräsentation war.

Auch wenn die Verteidigungsfunktion im 18. Jahrhundert weitgehend an Bedeutung verloren hatte, waren einige Schlösser noch mit Überresten mittelalterlicher Befestigungen ausgestattet. Diese erinnerten an frühere Epochen und verliehen den Bauwerken zusätzlichen historischen Wert.

Unser Rundgang beginnt mit der beeindruckenden Ansicht des Schlosses von der Nordseite. Diese Perspektive bietet einen Blick auf die repräsentative Vorfahrt und die markanten Eingangstüren des Hauptgebäudes sowie der beiden Seitenflügel. Die Nordseite vermittelt einen ersten Eindruck von der eleganten Architektur und Symmetrie des Schlosses.
Das großzügige Foyer des Schlosses verbindet Eleganz und historische Bedeutung. Im 19. Jahrhundert diente das Foyer in Schlössern als repräsentativer Eingangsbereich, der Besucher empfing und einen ersten Eindruck von der Pracht des Anwesens vermittelte. Es ist daher großzügig gestaltet und führt zum Gartensaal und dem Dienstzimmer des Hauses. Das imposante Treppenhaus verbindet die verschiedenen Stockwerke und unterstreicht die symmetrische Architektur.
Der Gartensaal präsentiert sich heute nach einer umfangreichen und denkmalgerechten Sanierung als prachtvoller Raum, der die reiche Geschichte des Schlosses bewahrt. Ursprünglich 1736 im Stil des Rokoko angelegt, wurde der Saal 1848 im Zuge eines umfassenden Umbaus des Schlosses neu gestaltet. Dennoch blieben wesentliche architektonische Elemente erhalten.
Vom Gartensaal gelangt man in den Damensalon. Im 19. Jahrhundert war der Damensalon ein zentraler Raum in Schlössern und Herrenhäusern , speziell für die Hausherrin und ihre Gäste.
Der Herrensalon grenzt direkt an den Gartensaal und bietet Zugang zum ehemaligen Dienstzimmer des Hausherrn sowie zum angrenzenden Kabinett. Der Begriff Herrensalon bezeichnet traditionell einen Raum in Schlössern oder Herrenhäusern, der speziell für die männlichen Hausherren und ihre Gäste vorgesehen war. Diese Salons dienten im 19. Jahrhundert als Rückzugsorte für Männer, um Gespräche zu führen, Geschäfte abzuwickeln oder Freizeitaktivitäten nachzugehen.
Vom Herrensalon und von der Polterkammer gelangt man in das Kabinett, das durch seinen beeindruckenden Marmorkamin hervorsticht. Die Wände des Kabinetts sind mit Stichen und Porträts der preußischen Könige geschmückt, die Szenen aus ihrem Leben und ihrer Herrschaft darstellen.
Die sogenannte Polterkammer beeindruckt mit seinen kunstvoll verzierten Säulen, deren geschnitzte Kapitelle doppelköpfige Adler zeigen, ein Symbol des Adels. Ihre klassizistischen Kapitelle sind reich verziert und bilden einen harmonischen Kontrast zu den anderen Elementen des Raumes. Zeitgleich entstanden die prächtigen Türen, die den Sälen des Erdgeschosses ein einheitliches Erscheinungsbild verleihen. Ergänzt wird die Atmosphäre des Raumes durch Kupferstiche von Johann Elias Ridinger , die Jagdszenen darstellen und die Wände schmücken.
Vom Säulenzimmer, dem Empfang und dem roten Salon gelangt man in das Dienstzimmer. In historischen Schlössern des 19. Jahrhunderts waren Dienstzimmer oft integraler Bestandteil der Raumaufteilung. Sie wurden von Schlossverwaltern, Aufsehern oder anderen Bediensteten genutzt, um administrative Aufgaben zu erledigen.
Von der Vorfahrt aus betritt man durch die Eingangstür den großzügigen Empfang des Schlosses. Besonders beeindruckend sind das barocke Treppengeländer mit stark profilierten Rechteckbalustern und die teilweise erhaltene historische Wandvertäfelung, die den Charakter des Schlosses unterstreichen. Über den Empfang erreicht man den Gartensaal , der sowohl zum Park als auch zu den zwei Salons des Schlosses führt: dem Damensalon und dem Herrensalon . Besonders hervorzuheben ist die aufwendig restaurierte, vergoldete Rokoko-Stuckdecke, die ebenso wie die eleganten Flügeltüren den repräsentativen Charakter der Räume betont. Die Zimmerflucht mit der barocken Sichtachse ( Enfilade ) bietet eine beeindruckende Perspektive durch alle Salons des Erdgeschosses. Im Keller kann man historische Kreuzgewölbe und Tonnengewölbe entdecken, die von der langen Geschichte des Schlosses zeugen. Zudem befinden sich dort, jedoch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, die Überreste der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten mittelalterlichen Burg. Die Räumlichkeiten werden privat genutzt und stehen leider für Besichtigungen nicht zur Verfügung. Wir bitte um Ihr Verständnis und laden Sie ein, auf diesen Seiten einen virtuellen Rundgang zu erleben. Ansicht des Schlosses Angern mit Blick auf den Park
Die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wären ohne die Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Landes Sachsen-Anhalt sowie des Bördekreises nicht möglich gewesen.
Schlösser des 18. Jahrhunderts waren vielseitige Zentren, die das Leben des Adels umfassend strukturierten. Sie vereinten Wohnen, Repräsentation, Verwaltung und Kultur in einem prächtigen Rahmen, der die Macht und den Einfluss ihrer Besitzer widerspiegelte.
Der Speisesaal um 1920 Der Raum im 18. Jahrhundert Das General-Inventarium von 1752 (Rep. H Angern Nr. 76) dokumentiert den gesamten Bestand des Schlosses zu Angern und bietet wertvolle Einblicke in die reiche Ausstattung des Anwesens. Demnach war "das große Zimmer linker Hand (vom) Eingang des Saales" reich ausgestattet und wurde offenbar als Gästewohnung genutzt. Laut dem Inventar von 1752 umfasste die Ausstattung 31 Bahnen gelbe Brocadell -Tapeten sowie 4 Gardinen und 2 Falballas aus weißer Leinwand. Ein großes Bett à la Duchesse , außen mit weißer Garnierung, mit oberem und unterem Bassemens sowie Gardinen aus Doublett , innen mit Himmel, Chandtourne (?) und Decke aus gelbem Moiré . Ein Bett à la Duchesse ist ein französisches Himmelbett aus dem 17. und 18. Jahrhundert, bei dem der Baldachin (Himmel) direkt an der Decke befestigt ist und das Bett ohne die typischen vier Pfosten auskommt. Dieses Design verleiht dem Bett eine schwebende Eleganz und war besonders in adeligen Kreisen beliebt. Dazu gehörte eine separate Decke aus chinesischem Zitz . Das Bettzeug bestand aus einer großen Madratze, einem rot-weiß gestreiften Parchen Unterbett , einem Kopfpolster aus demselben Stoff, einem blau-weiß drellenen Fulipfuhl , einem gelb-grün-rot-weiß gestreiften Leinen-Oberbett mit extra feinen Daunen, zwei Kopfkissen aus demselben Stoff sowie einem Strohsack (alles mit Nr. 2 signiert). Ein großes Sofa mit gelbem Doublett, weiß garniert, sowie sechs Stühle mit demselben Stoff überzogen, ein ovaler Spiegel mit Nussbaumrahmen, ein Nussbaumtisch unter dem Spiegel und zwei kleine Ecktische aus Nussbaum vervollständigten die Möblierung. Die Wände wurden mit einem Surporte mit Kapaun, zwei Hühnern und einem Lamm sowie einem Supraporte weiteren mit Hahn, zwei Hühnern und drei Tauben dekoriert. Eine dieser Supraporten hat zusammen mit der Tür den Umbau von 1843 überdauert und sich bis zur Vertreibung der Familie von der Schulenburg 1945 im Zuge der Bodenreform erhalten, wie man auf dem Foto um 1920 erkennen kann. Außerdem erwähnt wird eine Darstellung der Himmelfahrt Christi , mit Gold und Silber auf Couleur-Seide bestickt. Dazu kam das Porträt der Königin, Frau Mutter Seiner Majestät des Königs von Preußen. Dabei könnte Sophia Dorothea von Hannover (*1687–1757) gemeint sein. Sie war die Ehefrau von Friedrich Wilhelm I. von Preußen (*1688–1740), dem sogenannten „Soldatenkönig“, und die Mutter von Friedrich II. (der Große) (*1712–1786), der ab 1740 König von Preußen war. Da Friedrich II. ab 1740 regierte, wäre seine Mutter Sophia Dorothea zur Zeit der Inventarisierung 1743 die „Königin Mutter“. Sophia Dorothea war eine geborene Prinzessin von Hannover, Tochter von Georg I. von Großbritannien , und hatte starken Einfluss auf die kulturellen und höfischen Gepflogenheiten in Preußen. Die barocke Decke ist bis heute vollständig erhalten. In dem angrenzenden kleinen Kabinett befand sich ein zusammenlegbares Bett für einen Domestiken sowie ein gelber Stuhl , der eine Comodité enthielt (hierbei handelt es ich wahrscheinlich um einen “Chaise Percée” oder “Stuhl mit Nachttopf”, auch “Commodenstuhl” genannt. Diese Stühle waren speziell für den Gebrauch als Toilettenstuhl konzipiert und verfügten über eine herausnehmbare Schüssel oder einen Topf, der diskret unter einer gepolsterten Sitzfläche verborgen war).