Vom Herrensalon und von der Polterkammer gelangt man in das Kabinett, das durch seinen beeindruckenden Marmorkamin hervorsticht. Die Wände des Kabinetts sind mit Stichen und Porträts der preußischen Könige geschmückt, die Szenen aus ihrem Leben und ihrer Herrschaft darstellen.
Barocke Herrenhäuser sind streng symmetrisch aufgebaut, und ihre räumliche Gestaltung spiegelt die Hierarchie und Pracht der Ausstattung wider. Ausgehend vom zentralen Gartensaal steigert sich die Pracht über die angrenzenden Salons – hier Damen- und Herrensalon – bis hin zum Höhepunkt im Kabinett. Das Kabinett diente traditionell als privater Rückzugsraum einer herrschaftlichen Wohnung und wurde oftmals für Gespräche, das Studium oder die Präsentation von wertvollen Sammlungen genutzt.
Das Kabinett im Schloss Angern heute
Die Tradition der Wunder- und Kunstkammern, die in der Spätrenaissance und im Barock populär wurden, findet im Kabinett eine Hommage. Ursprünglich waren solche Räume mit Objekten aus den sogenannten Raritäten- oder Kuriositätenkabinetten ausgestattet. Diese Sammlungskonzepte bildeten die Grundlage der modernen Museumsgeschichte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wichen diese Kammern den heute spezialisierten Museen, wie etwa den Naturkundesammlungen, die sich einem wissenschaftlichen Ansatz verschrieben.
Im 19. Jahrhundert war das Kabinett mit einer handbemalten, bunten Papiertapete ausgestattet, von der noch Reste unter den Fußleisten entdeckt wurden.
Das Kabinett um 1920
Mitte des 18. Jahrhunderts war das Kabinett zusammen dem (Schlaf-)Zimmer von Christoph Daniel von der Schulenburg und der sogenannten "Polterkammer" das private Refugium von Christoph Daniel.
Der Dielenfußboden aus Kiefernholz mit einer Einfassung aus Eiche-Dielung ist noch aus der Rokoko Bauzeit erhalten. Auch der Kamin mit seiner Marmoreinfassung ist noch vorhanden. Auch einige der Möbel blieben bis 1945 vorhanden und ist auf dem Foto von 1920 dokumentiert. Sie gelten heute als verschollen.
Das General-Inventarium von 1752 dokumentiert die Ausstattung des Kabinetts im Detail:
Wand- und Fensterdekoration:
- 15 Bahnen grün damastene Tapeten.
- 4 grün-weiß gestreifte Gardinen mit Falballas.
- 2 Portieren aus grün-weißem Stoff.
Möbel:
- 2 Bureau aus Granatille-Holz, mit Elfenbein eingelegt, eines davon mit dem Freiherrlich-Schulenburgischen Wappen.
- 2 schwarz gebeizte Eckschränke, mit Porzellan dekoriert.
- 1 Kröpelstuhl (kleiner Fauteuil) mit grünem damastenen Kissen.
- 1 Cassette aus Granatille mit Elfenbein- und Messingverzierungen.
Kunst und Dekoration:
- 2 Damenbildnisse (gemalt).
- 1 Stickerei der heiligen Theresa und 1 Ordensbildnis.
- 1 Gemälde eines Totenkopfs.
- 2 Kupferstiche von Matthias Johann von der Schulenburg als General-Feldmarschall von Venedig.
Kaminzubehör:
- Neben dem Kamin 1 Feuerschirm und 1 Blasbalg, mit Silber verziert.
- Brandruten, Schippen und Zangen mit Messingbeschlägen.
- Ein zusätzlicher Schirm für den Kamin.