Das Zimmer rechter Hand des Saals war mit 28 Bahnen gelber Brocadelltapeten ausgestattet. Brocadelltapeten, meist aus Seide oder Leinen mit eingewobenen Mustern, waren im 18. Jahrhundert ein Zeichen von Wohlstand und Eleganz. 

Die Wände waren mit mehreren Porträts Angehöriger der Familie von der Schulenburg geschmückt, die im 19. Jahrhundert in den unteren Gartensaal umgezogen sind und dort auf den Aufnahmen erkennbar sind. Darunter befanden sich:

  • Ein Kniestück des Venezianischen Generalfeldmarschalls Grafen von der Schulenburg, das Johann Matthias zeigte, der als bedeutender Heerführer in Diensten der Republik Venedig stand.
  • Ein Kniestück des Königlich Sardinischen Generals der Infanterie Freiherrn von der Schulenburg, der im Dienste des Königreichs Sardinien-Piemont stand.
  • Ein rundes Porträt des Königlichen Sardinischen Generalfeldzeugmeisters, der für die Artillerie und militärische Logistik zuständig war.
  • Ein viereckiges Porträt des Königlichen Sardinischen Generalmajors, der eine hohe Offiziersstellung innerhalb der sardischen Armee innehatte.

Das zentrale Möbelstück des Zimmers war ein prächtiges gelbes Damastbett á la Duchesse, das mit einem ponceaufarbenen (kräftig roten) Dekor garniert war. „Bett á la Duchesse“ bezeichnet eine elegante Bettform mit einem hohen Kopfteil und oft mit einem geschwungenen Baldachin. Die Bettwäsche bestand aus einem grün, rot, gelb und weiß gestreiften feinleinenen Oberbett, das mit feinen Daunen gefüllt war. Dazu kamen zwei passende Kissen, ein rot-weiß gestreifter Parchen-Pfuhl (ein dekoratives Sitzkissen), ein blau-weiß gestreifter Drell-Pfuhl (Drell war ein besonders dicht gewebtes Baumwollgewebe) und ein Strohsack als Unterlage – eine damals übliche Kombination für weiche und luxuriöse Betten.

Supraporten mit Fruchtmotiven schmückten die Wandbereiche oberhalb der drei Flügeltüren, was für Rokoko-Interieurs typisch war. Diese dekorativen Malereien über Türen oder Kaminen sollten die Raumgestaltung optisch aufwerten.

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Die Möblierung war auf Komfort und Eleganz ausgelegt. Eine Kommode aus Nussbaumholz bot Stauraum und war mit feinen Schnitzereien verziert. Ein ovaler Spiegel mit Nussbaumrahmen ergänzte das Ensemble und reflektierte das einfallende Licht, um den Raum heller erscheinen zu lassen.

Für Sitzgelegenheiten standen zwei Fauteuils (gepolsterte Sessel mit Armlehnen) und drei Stühle mit gelben Doublett-Bezügen, die ponceaufarben garniert waren, zur Verfügung. „Doublett“ war ein schwerer Seidenstoff, der für Polsterungen besonders beliebt war. Fünf Tabourets (kleine Hocker) boten zusätzliche Sitzmöglichkeiten.

Der Raum wurde durch vier große Gardinen mit zwei Falballas aus weiß, rot, blau und gelb gestreifter Leinwand ergänzt. Die Farben der Stoffe schufen ein lebendiges und zugleich stilvolles Ambiente.

Ein weiteres herausragendes Möbelstück waren die zwei großen Nussbaumtische mit kunstvoll geschnitzten Beinen (Kehtülsen). Diese Tische waren nicht nur funktionale Einrichtungsgegenstände, sondern auch Ausdruck hoher handwerklicher Qualität. Die geschnitzten Beine könnten florale oder tierische Motive aufgewiesen haben, was für die gehobene Innenausstattung des 18. Jahrhunderts charakteristisch war.

Insgesamt zeigte dieser Raum eine durchdachte Kombination aus hochwertiger Möblierung, prunkvollen Wanddekorationen und repräsentativer Kunst, die den Status des Hausherrn und seine Affinität zur militärischen Tradition und Kunst widerspiegelte.

Diese Bilder wurden anhand von Schwarz-Weiß-Fotos von einer KI coloriert und zeigen die Räume ca. im Jahr 1920. Die Ausstattung ist seit der Bodenreform verschollen.
Unser Rundgang beginnt mit der beeindruckenden Ansicht des Schlosses von der Nordseite. Diese Perspektive bietet einen Blick auf die repräsentative Vorfahrt und die markanten Eingangstüren des Hauptgebäudes sowie der beiden Seitenflügel. Die Nordseite vermittelt einen ersten Eindruck von der eleganten Architektur und Symmetrie des Schlosses.
Das Vestibül des Herrenhauses Angern bildet als architektonisches Bindeglied zwischen Außenwelt und Innenraum eine zentrale Schwelle der barocken Raumdramaturgie. Es diente im 18. und 19. Jahrhundert nicht allein dem funktionalen Empfang von Gästen, sondern erfüllte eine wichtige Rolle in der Inszenierung sozialer Ordnung und Repräsentation. Seine architektonische Gestaltung, seine Position im Baukörper sowie seine Ausstattung erlauben Rückschlüsse auf die Bedeutung dieses Übergangsraums im Kontext adliger Wohn- und Herrschaftskultur.
Der sogenannte Gartensaal im Erdgeschoss des Schlosses Angern nimmt innerhalb der Raumstruktur des Hauses eine besondere Stellung ein. Er öffnete sich über große Flügeltüren – direkt zum barocken Garten-Parterre und bildete die räumliche und visuelle Verbindung zwischen Architektur und Garten. Seine Nutzung als Repräsentationsraum blieb sowohl im 18. als auch im 19. Jahrhundert erhalten, wobei sich die Akzente seiner Ausstattung und bildlichen Inszenierung verschoben.
Vom Gartensaal gelangt man in den Damensalon. Im 19. Jahrhundert war der Damensalon ein zentraler Raum in Schlössern und Herrenhäusern , speziell für die Hausherrin und ihre Gäste.
Der Herrensalon grenzt direkt an den Gartensaal und bietet Zugang zum ehemaligen Dienstzimmer sowie zum angrenzenden Kabinett. Der Begriff Herrensalon bezeichnet traditionell einen Raum in Schlössern oder Herrenhäusern, der speziell für die männlichen Hausherren und ihre Gäste vorgesehen war. Diese Salons dienten im 19. Jahrhundert als Rückzugsorte für Männer, um Gespräche zu führen, Geschäfte abzuwickeln oder Freizeitaktivitäten nachzugehen. Im 18. Jahrhundert war gehörte er zu den privaten Räumen von Christoph Daniel von der Schulenburg und war prunkvoll ausgestattet.
Vom Herrensalon und von der Polterkammer gelangt man in das Kabinett, das durch seinen beeindruckenden Marmorkamin hervorsticht. Die Wände des Kabinetts sind mit Stichen und Porträts der preußischen Könige geschmückt, die Szenen aus ihrem Leben und ihrer Herrschaft darstellen.
Die sogenannte Polterkammer beeindruckt mit seinen kunstvoll verzierten Säulen, deren geschnitzte Kapitelle doppelköpfige Adler zeigen, ein Symbol des Adels. Ihre klassizistischen Kapitelle sind reich verziert und bilden einen harmonischen Kontrast zu den anderen Elementen des Raumes. Zeitgleich entstanden die prächtigen Türen, die den Sälen des Erdgeschosses ein einheitliches Erscheinungsbild verleihen. Ergänzt wird die Atmosphäre des Raumes durch Kupferstiche von Johann Elias Ridinger , die Jagdszenen darstellen und die Wände schmücken.
Von der Polterkammer, dem Empfang und dem Herrensalon gelangt man in das Dienstzimmer . In historischen Schlössern des 19. Jahrhunderts waren Dienstzimmer oft integraler Bestandteil der Raumaufteilung. Sie wurden von Schlossverwaltern, Aufsehern oder anderen Bediensteten genutzt, um administrative Aufgaben zu erledigen.
Von der Vorfahrt aus betritt man durch die Eingangstür den großzügigen Empfang des Schlosses. Besonders beeindruckend sind das barocke Treppengeländer mit stark profilierten Rechteckbalustern und die teilweise erhaltene historische Wandvertäfelung, die den Charakter des Schlosses unterstreichen.
Im 19. Jahrhundert wurde dieser Raum genutzt als Speisezimmer der Familie. Heute befindet sich dort eine Mietwohnung. Der Raum im 18. Jahrhundert Das General-Inventarium von 1752 (Rep. H Angern Nr. 76) dokumentiert den gesamten Bestand des Schlosses zu Angern und bietet wertvolle Einblicke in die reiche Ausstattung des Anwesens. Demnach war "das große Zimmer linker Hand (vom) Eingang des Saales" reich ausgestattet und wurde offenbar als Gästewohnung genutzt.
Im 18. Jahrhundert Gemäß dem Inventarverzeichnis von 1752 war dieser Saal baugleich zu dem Gartensaal gestaltet, jedoch war die Decke etwas höher. Der große Saal war reich mit Gemälden dekoriert. Die Wände waren vollständig mit einer Vielzahl von Stillleben , Landschaftsgemälden und chinesischen Malereien geschmückt.
Der obere einst repräsentative Galeriesaal ist der beeindruckendste und repräsentativste Raum des Hauses. Mit einer Raumhöhe von fast 4,50 Metern übertrifft er alle anderen Säle und diente um 1745 als zentraler Versammlungs- und Prunkraum.
Das Zimmer rechter Hand des Saals war mit 28 Bahnen gelber Brocadelltapeten ausgestattet. Brocadelltapeten, meist aus Seide oder Leinen mit eingewobenen Mustern, waren im 18. Jahrhundert ein Zeichen von Wohlstand und Eleganz.
Im 19. Jahrhundert: Die große Bibliothek ist um 1845 entstanden, also in die späte Biedermeierzeit mit ersten Übergängen zum Historismus. Charakteristisch ist die schlichte Eleganz der Möbel, die auf übermäßigen Zierrat verzichten und stattdessen durch ihre klaren Linien und feine handwerkliche Ausführung wirken.