Der digitale Rundgang durch das Wasserschloss Angern führt Besucher durch die geschichtsträchtigen Räume und Gänge eines altmärkischen Adelssitzes und bietet dabei faszinierende Einblicke in Architektur, Alltagskultur und Repräsentation – von der barocken Gartenachse über die historischen Wohnbereiche bis hin zum historischen Dachstuhl.
Der eigentliche corps de logis, der Obere Saal in der bel étage diente im Gegensatz zum Appartement Christoph Daniels im Erdgeschoss der öffentlichen Repräsentation des Hauses und erfüllte die Funktion eines klassischen Salle d’apparat – eines Prunksaals für Empfänge, Konzerte, Festlichkeiten oder formelle Zusammenkünfte. Mit einer beeindruckenden Raumhöhe von 4,50 Metern war er architektonisch auf Großzügigkeit und Wirkung angelegt und übertraf damit deutlich sowohl das persönliche Appartement als auch den darunterliegenden Gartensaal, der zwar repräsentativ, jedoch stärker auf gesellige Nähe, Tagesnutzung und Verbindung zum Garten hin orientiert war. Während der Gartensaal als halböffentlicher Gesellschaftsraum fungierte, war der obere Saal der eigentliche Raum zeremonieller Repräsentation und sozialer Sichtbarkeit. Dem gegenüber stand das Appartement Christoph Daniels, das kultivierte Intimität, kontrollierte Zugänglichkeit und symbolische Selbstvergewisserung ermöglichte. Gemeinsam bilden diese drei Raumeinheiten ein klar abgestuftes System barocker Raumordnung zwischen Öffentlichkeit, Repräsentation und Privatheit.
Gerichtspraxis und Raumordnung adliger Herrschaft im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus. Im Ostflügel des barocken Schlosses Angern richtete Christoph Daniel von der Schulenburg um 1750 die Gerichtsstube des Patrimonialgerichts ein – ein Raum, der exemplarisch die Verbindung von Rechtsprechung, Repräsentation und Verwaltungsorganisation im Rahmen adliger Grundherrschaft verkörpert. Die räumliche Nähe zum Archiv sowie zu Kanzlei- und Wohnräumen von Amtsbediensteten verweist auf ein funktionales Gefüge, in dem das Patrimonialgericht als Kerninstrument lokaler Herrschaft institutionell und räumlich verankert war.
Wirtschaftszentrum und sozialer Mikrokosmos. Das Souterrain des Schlosses Angern bietet einen selten dichten Quellenbefund zur Entwicklung barocker und klassizistischer Haushaltsorganisation über ein Jahrhundert hinweg. Zwischen der Ersteinrichtung unter General Christoph Daniel von der Schulenburg um 1745 und der klassizistischen Umstrukturierung unter seinem Nachfahren Graf Edo von der Schulenburg um 1845 lässt sich ein deutlicher Wandel in Funktion, Ausstattung und sozialer Nutzung ablesen. Während das Souterrain um 1750 noch stark auf persönliche Bedienung, offene Vorratshaltung und handwerklich-ökonomische Nutzung ausgerichtet war – mit klarer Zuordnung der Räume an Koch, Gesinde und Verwalter – zeigt sich um 1845 ein rationalisierter, funktional gegliederter Organisationsraum mit technischer Modernisierung, hygienischer Differenzierung und stärker individualisierten Personalkammern.
Ein Beitrag zur materiellen Kultur und militärischen Wohnpraxis im Zeitalter des Rokoko. Das Feldbett eines Generals im mittleren 18. Jahrhundert war mehr als ein funktionales Möbel – es war Ausdruck einer Lebenshaltung, eines Standsbewusstseins und eines transitorischen Raumbewusstseins zwischen Lager, Garnison und Schloss. Die vorliegende Rekonstruktionsstudie nimmt das überlieferte Feldbett aus dem Schlafzimmer des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg im Schloss Angern zum Ausgangspunkt, um Struktur, Materialität und kulturelle Bedeutung eines solchen Möbelstücks zu erschließen.