Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.
Geschichte

In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut".

Bis 11. Jahrhundert, 12. Jahrhundert, 14. Jahrhundert, 15. Jahrhundert, 16. Jahrhundert, 17. Jahrhundert, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, 21. Jahrhundert.

Förderung
Förderung

Die umfassende Sanierung des Schlosses wurden maßgeblich durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Land Sachsen-Anhalt sowie den Bördekreis gefördert.

Das Schloss wie der Saal wurde 1736 erbaut im Stil des Rokoko. Unter Rokoko versteht man die Epoche der europäischen Kunst des 18. Jahrhunderts, die vom Barock ausgeht und vom Klassizismus abgelöst wird.

Die Stilbezeichnung Rokoko geht von der typischen Ornamentform der „Rocaille" aus, dem französischen Wort für Grotten- oder Muschelwerk. Das Rokoko, dessen Blütezeit zwischen 1730 und 1770 lag, nahm von Frankreich seinen Ausgang. Es entwickelte keine allgemeinverbindliche künstlerische Theorie, sondern äußerte sich vielmehr überwiegend auf dem Gebiet der Ornamentik und der Dekoration. Diese Dekoration nimmt mit spielerischer Leichtigkeit die verschiedensten Elemente auf.

Es lassen sich einige Charakterzüge aufzeigen, die bei zahlreichen Kunstwerken auftreten und auf die stilistische Einheit hinweisen: das Rokoko war ein Spätstil, der sich durch die Vorliebe für Eleganz, heitere Sinnlichkeit, Farbgeschmack, handwerkliche Virtuosität, Leichtigkeit, Helligkeit, Beschwingtheit, spielerische Grazilität auszeichnet. Artistische Formauflösung, Zusammenfassung des scheinbar Unvereinbaren, Ornamentfreude, die Vorliebe für Bizarres, Phantastisches, Exotisches, für malerische Wirkungen, sind weitere Charakterzüge dieses Stils.

Der Vergleich von Werken des Rokoko mit solchen des vorhergehenden Barock ist aufschlussreich. Während der Barock nach imposanten Wirkungen strebte und Werke hervorbrachte, die mit den Begriffen majestätisch, glorreich, rhetorisch bezeichnet werden können, schätzte das Rokoko subtilere Wirkungen. Diese Unterschiede betreffen den gesamten Stil. Während zum Beispiel der Barock im Tanz das gravitätische Schreiten bevorzugt, liebt das Rokoko den ländlichen Reigen, der Barock fordert Würde, das Rokoko bevorzugt Leichtigkeit.

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Blick ins Jahr 1936 auf den Originalzustand des Saals vor Plünderung und Umgestaltung des Schlosses in eine landwirtschaftliche Berufsfachschule. Unten: heutiger Zustand nach Sanierung.

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Die bemerkenswerte aufwändige Rokoko-Stuckdecke von ca. 1740 ist typisch für die Zeit. Das Rokoko begann als Dekorationsstil, der sich aus dem strukturellen Korsett des Hochbarock befreite. Es schmücke zunächst nur den Innenraum, den es vollends mit einem zarten Gespinst von Stuckfiligran überzog. Die Rokoko-Stuckdecke wurde im August 2004 aufwendig saniert. > Exkurs zur Sanierung der Rokoko-Stuckdecke

Beliebt war auch die Enfilade, d.h. die Zimmerflucht durch die repräsentativen Salons. Sie ist noch heute erhalten.

Charakteristische Elemente des Rokoko sind ferner die Wandaufteilung mittels Panneau, Spiegel und Supraporte sowie die Deckengestaltung durch Voute und Plafond. Sie dienten häufig dazu, die Trennung von Wand und Decke zu überspielen oder den Raum illusionistisch zu erweitern. Als Rahmenmotive fungierten Kartusche und Lambrequin, vor allem aber das Muschelwerk, das in der Form der auch im Gartensaal sichtbaren Rocaille seinen Siegeszug antreten sollte.

Die im Inventarverzeichnis von 1743 erwähnten Supraporte waren üblicherweise aus Stuck, doch kann auch der Türrahmen hinaufgezogen und beschnitzt gewesen sein. Die Supraporten sind möglicherweise bereits 1841 beim Umbau des Schlosses entfernt worden. Im Speisesaal war bis 1946 eine geschnitzte Supraporte aus der Barockzeit erhalten, die ein Stilebene-Ölgemälde einrahmte. Die heutigen Flügeltüren, die alle Säle des Erdgeschosses verbinden, stammen aus der Zeit des Schlossumbaus um 1841. Im Obergeschoss sind die originalen Türen aus der Rokokozeit erhalten.

Die Möbel bildeten im Spätbarock und im Rokoko eine Einheit mit dem Raum und passten sich diesem in Form und Gestaltung an. Zu der bemerkenswerten Einrichtung des Saals gehörte:

  • eine weiß gelackte Rokoko-Vitrine mit vergoldeten Rocaillen - passend zur Stuckdecke

  • der bronzene, reich verzierte Rokoko-Deckenleuchter,

  • die beiden großen, reich verzierten, vergoldeten Wandspiegel mit Konsolen,

  • die vergoldeten und gepolsterten Rokoko-Stühle - im Vordergrund 2. von links ist einer zu erkennen, die übrigen standen damals im Kabinett.

Die Möbel sind verschollen - ebenso wie das übrige Möbelinventar des Schlosses. Sie wurden im Jahr 1946 zum größten Teil in die Sowjetunion verschleppt.

Als der Begriff "Rokoko" um 1836 aufkam, hatte er eine negative Bedeutung. Einem klassizistisch geschulten Geschmack erschienen die Dekorationen des eleganten und heiteren Rokoko übertrieben und frivol. Das Angern'sche Schloss und damit der Saal wurde 1843 von Edo und Helene Schulenburg im Stil des Klassizismus umgebaut - ein Schicksal, das viele Barockschlösser teilten.

Aus dieser Zeit stammen die auf dem unteren Bild dargestellten Ölgemälde, die Türen sowie das heute noch erhaltene Tafelparkett, das allerdings bedingt durch Abnutzung sein Eichefurnier verloren hat. 

Die Wasserburg Angern hat eine lange und komplexe Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Sie wurde erstmals 1336 urkundlich erwähnt, als es zwischen dem Erzbischof von Magdeburg und dem Markgrafen von Brandenburg zu einer Einigung über die Besitzverhältnisse in der südlichen Altmark kam. 1341 ließ Erzbischof Otto von Magdeburg an dieser Stelle eine Wasserburg errichten. Ob es sich dabei um einen Neubau oder die Verstärkung einer bereits vorhandenen Anlage handelte, ist unklar. Die Burg war von einem tiefen Graben umgeben und verfügte über einen siebenstöckigen Turm, der das Bauwerk dominierte. Es handelte sich wahrscheinlich um einen Feldsteinbau, wie die Mauerreste an der Brücke vermuten lassen.
Das Wasserschloss Angern ist eher ein Herrenhaus , ursprünglich im Jahr 1341 als Wasserburg errichtet, wurde im Jahr 1736 im Rokoko-Stil von Christoph Daniel von der Schulenburg durch den Architekten Friedrich August Fiedler erbaut. Ursprünglich war es von einem barocken Garten umgeben. Ab dem Jahr 1845 wurde das Schloss von Edo Graf von der Schulenburg und Helene Gräfin v.d. Schulenburg, geborene von Schöning, umgestaltet, inspiriert durch die Villa Schöningen in Potsdam , die Ludwig Persius für Edos Schwiegervater Kurd v. Schöning entworfen hatte. Dabei wurde das barocke Walmdach durch ein flaches Zinkdach ersetzt und es wurde ein Mezzaningeschoss ergänzt. Der Schlosspark wurde in einen englischen Landschaftspark umgestaltet, der den Zeitgeschmack des 19. Jahrhunderts widerspiegelte. Die Umgestaltung schuf eine natürlichere Parklandschaft mit geschwungenen Wegen, freien Wiesenflächen und malerischen Blickachsen, die den harmonischen Übergang zwischen Haus und Natur unterstreichen. Ergänzt wird der Park durch ein aufwendig rekonstruiertes Fächerbeet . Die barocke Dreiflügelanlage besticht heute durch ihre schlichte Putzfassade mit dezenten Verzierungen und einer harmonischen Gesamtarchitektur. Der elegant gestaltete Hauptflügel und der vollständig erhaltene Wassergraben unterstreichen den Charme der Anlage. Die vielfältige Fauna und Flora der Umgebung tragen zusätzlich zum besonderen Reiz des Herrenhauses bei.
Das Wasserschloss Angern, idyllisch gelegen und umgeben von einem historischen Park, bietet heute einzigartige Wohnmöglichkeiten in einem denkmalgeschützten Ambiente. In den aufwendig restaurierten Räumen des Schlosses befinden sich stilvolle Wohnungen, die modernen Wohnkomfort mit historischem Charme verbinden. Die Restaurierung und Instandsetzung des Schlosses wurde mit viel Liebe zum Detail durchgeführt und maßgeblich durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Land Sachsen-Anhalt und den Bördekreis gefördert. Diese Unterstützung ermöglichte es, das kulturelle Erbe des Schlosses zu bewahren und gleichzeitig Wohnraum zu schaffen, der den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht wird. Bewohner des Schlosses können die einmalige Atmosphäre des Gebäudes sowie die Ruhe und Schönheit der umgebenden Natur genießen. Der romantische Wassergraben und die weitläufigen Grünflächen des Parks tragen zusätzlich zur Lebensqualität bei und machen das Schloss zu einem ganz besonderen Ort zum Wohnen und Wohlfühlen.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.