Park
Der Schlosspark Angern wurde um 1738 als spätbarocker Garten mit symmetrischer Gestaltung angelegt. Um 1860 ließ Edo Graf von der Schulenburg den Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens umgestalten. Heute bietet der verwilderte Park zahlreichen Tierarten sowie heimischen und exotischen Bäumen und Sträuchern eine geschützte Heimat.

In der barocken Gartenanlage von Angern nimmt der Küchengarten keinen separaten Bereich abseits des Repräsentationsraumes ein, sondern ist integraler Bestandteil des Parterres, also des geometrisch streng gegliederten Zentrums des Gartens.

Diese bewusste Verschränkung von Nützlichkeit und Ästhetik entspricht einem zentralen Ideal der barocken Gartenkunst: dem Streben nach einer Synthese von Ordnung, Nutzen und Schönheit (utile cum dulci). Christoph Daniel von der Schulenburg sieht in seiner Anweisung von 1745 ausdrücklich vor, dass zwei der kleineren Quartiere im Parterre einer solchen doppelt codierten Nutzung vorbehalten sein sollen:

„Die beyden kleinen Quartiere […] sollen mit wohlgehaltenen Küchenkräutern und jungen Espalieren besetzet werden.“ (Schulenburg, Pro Memoria, Punkt 4)

Mit „Küchenkräutern“ sind die in der damaligen Zeit gebräuchlichen Heil- und Gewürzpflanzen gemeint, wie etwa Salbei, Petersilie, Thymian, Rosmarin, Melisse oder Bohnenkraut. Diese Pflanzen waren Teil des täglichen Bedarfs für Küche und Hausapotheke, zugleich aber Duftspender und Farbgeber, die das Parterre sinnlich bereicherten. Sie wurden in symmetrisch eingefassten Beeten kultiviert, mit geometrischen Mustern und klar abgegrenzten Pflanzflächen.

Auffällig ist die Formulierung „wohlgehalten“, die auf die barocke Vorstellung der kulturellen Zähmung der Natur verweist. Es genügte nicht, Kräuter anzupflanzen – sie mussten gepflegt, in Form gehalten und gestalterisch in die Gesamtkomposition eingebunden werden. Die Pflanze war nicht nur Mittel zum Zweck, sondern Teil eines ästhetisch-moralischen Programms.

Die im barocken Garten von Angern kultivierten Kräuter und Pflanzen wurden in einem sogenannten Catalogue des Arbres d’Angern aus dem Jahr 1750 dokumentiert und in gepresster Form konserviert. Diese Sammlung stellt ein einzigartiges botanisches Zeugnis dar, das nicht nur Auskunft über die Vielfalt der im Garten angebauten Nutz- und Heilpflanzen gibt, sondern auch über das damalige Wissen zur Pflanzenpflege und -verwendung. Der Katalog belegt die systematische gärtnerische Praxis und das Bestreben, den Garten auch als botanisches Studienobjekt zu nutzen – ganz im Sinne der Aufklärung und der barocken Ordnungsideale.

Ebenso bedeutungsvoll ist der Hinweis auf die „jungen Espaliere“, die neben den Kräutern gezogen werden sollten. Gemeint sind hier junge Obstbäume (z. B. Apfel, Birne, Aprikose), die in flacher Wuchsform entlang von Draht- oder Holzspalieren gezogen werden. Auch sie waren Teil des Alltagsnutzens, dienten der Versorgung mit Früchten – und zugleich der Demonstration gärtnerischer Disziplin. Die Kunst des Spalierziehens galt im 18. Jahrhundert als Ausdruck eines geschulten und kontrollierenden Umgangs mit dem Naturwuchs.

Die Kräuterquartiere erfüllten demnach eine Doppelfunktion: Zum einen als Nutzgarten, der die herrschaftliche Küche versorgte, zum anderen als Teil des barocken Weltbildes, in dem Nützliches nicht ungestaltet bleiben durfte, sondern durch Ordnung veredelt wurde. Die Einbindung des Küchengartens in das Parterre – also in das Zentrum höfischer Repräsentation – zeigt, dass für Schulenburg das tägliche, das Praktische, das Körperliche keinen Gegensatz zur herrschaftlichen Inszenierung bildete, sondern in diese bewusst integriert wurde. Die „wohlgehaltenen Kräuter“ standen so nicht am Rand, sondern im Zentrum eines gelebten Ordnungsideals.

Das Fehlen von Zitruspflanzen und Maulbeerbäumen in der Gartenanweisung von Schloss Angern zeigt eine bewusst funktionale und klimatisch angepasste Pflanzwahl. Im Gegensatz zu den hochrepräsentativen höfischen Anlagen Frankreichs oder Preußens legte man hier den Fokus auf Obst, Spaliere, Nussbäume und robuste Alleenpflanzungen – also eine Gartenanlage, die zwischen barocker Ästhetik und gutsherrlicher Pragmatik vermittelt.

Der Park Angern mit seinem historischen Wassergraben und den angrenzenden Landschaftselementen bildet ein vielfältiges Ökosystem, das zahlreichen Tierarten einen wertvollen Lebensraum bietet. Der Wassergraben mit seinen ruhigen Abschnitten, sandigen Böschungen, dichter Ufervegetation und klaren Wasserflächen ist das zentrale Element des Parks. Umgeben von offenen Wiesen, alten Bäumen und angrenzenden Waldflächen bietet der Park ideale Bedingungen für Wasserbewohner, Uferbewohner und Landtiere.
Die Flora des Parks Angern spielt eine wesentliche Rolle für das Gleichgewicht des Ökosystems. Sie bietet nicht nur Nahrung und Lebensraum für Tiere, sondern trägt auch zur Stabilisierung der Uferzonen, zur Verbesserung der Wasserqualität und zur Schaffung eines angenehmen Mikroklimas bei. Die vielfältigen Pflanzengemeinschaften machen den Park zu einem wertvollen und schützenswerten Naturraum.
Edo Graf v.d. Schulenburg (1816–1904) hat vermutlich um 1850 die Umgestaltung des Parks im Stil eines englischen Landschaftsgartens bzw. eines Lustgartens mit Pleasureground in Auftrag gegeben. Helene von Schöning , die Gemahlin von Edo Graf von der Schulenburg und Tochter des Kurd Wolfgang von Schöning (preußischer Hofmarschall des Prinzen Carl ) hatte durch ihre enge Verbindung zur Potsdamer Kulturlandschaft und ihre Kindheit in der von Ludwig Persius entworfenen Villa Schöningen wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung des Parks. Der Garten wurde möglicherweise von Gustav Meyer (1816-1877), einem Schüler von Peter Joseph Lenné , gestaltet. Kurd Wolfgang von Schöning beauftragte Meyer zeitgleich auch mit der Neugestaltung des Gartens seiner Villa Schöningen in Potsdam. Meyer hatte sich zuvor mit der Neugestaltung des Parks Klein-Glienicke in Potsdam beschäftigt.
Der barocke Garten von Angern wurde Mitte des 18. Jahrhunderts unter der Leitung von Christoph Daniel von der Schulenburg angelegt und steht exemplarisch für eine Gartenkunst, die Repräsentation, Funktionalität und Ästhetik miteinander verband. Die Gestaltung folgt den Prinzipien barocker Symmetrie und axialer Ordnung: Gartenräume sind geometrisch gefasst, in Nutz- und Zierbereiche gegliedert und in ein übergeordnetes Kompositionssystem eingebettet. Die erhaltene Pro Memoria Christoph Daniels von 1745 liefert detaillierte Hinweise zur Anlage von Alleen, Irrgärten und Obstquartieren: "In der mittleren Allee sollen Kirschen auf Pyramiden gezogen, in der rechten Pflaumen, in der linken Birnbäume stehen." Gemeinsam mit historischen Plänen aus dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt lässt sich so die ursprüngliche Struktur des Parks bis heute präzise nachvollziehen.
Das Fächerbeet in Angern gehört zu den jüngsten Sanierungsprojekten des historischen Lustgartens mit Pleasureground und zeugt von der Wiederbelebung klassischer Gartenbaukunst. Im Rahmen der umfassenden Restaurierungsmaßnahmen des englischen Landschaftsparks begann 2022 die Rekonstruktion dieses Beets. Finanziert wurde das Projekt mit Unterstützung der "von Hickeldey Stiftung" sowie der "Stiftung Preußisches Kulturerbe".