Park
Der Schlosspark Angern wurde um 1738 als spätbarocker Garten mit symmetrischer Gestaltung angelegt. Um 1860 ließ Edo Graf von der Schulenburg den Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens umgestalten. Heute bietet der verwilderte Park zahlreichen Tierarten sowie heimischen und exotischen Bäumen und Sträuchern eine geschützte Heimat.

Der Garten von Angern gehört zur Gruppe der barocken Gutsgärten des norddeutschen Adels, die im 18. Jahrhundert unter dem Einfluss französischer und mitteldeutscher Gartenkunst entstanden, sich dabei jedoch deutlich von höfischen Repräsentationsgärten unterschieden. Besonders aufschlussreich ist ein Vergleich mit den benachbarten Anlagen von Schloss Briest, Schloss Hundisburg und dem Jagdschloss Letzlingen, da diese drei Gärten jeweils unterschiedliche Gewichtungen zwischen Ästhetik, Funktion und Repräsentation verkörpern.

Schloss HundisburgHundisburg bei Haldensleben stellt den höfischsten Typus in der Region dar. Hier wurde ab 1693 ein Garten nach französischem Vorbild unter Anleitung von Hermann Korb und später von D’Antragues angelegt – mit einem aufwendig gestalteten Broderie-Parterre, Wasserspielen, Treillagen, Terrassen und einer monumentalen Orangerie. Der Garten diente eindeutig der Selbstdarstellung des Bauherrn, orientierte sich an Versailles und steht für eine barocke Repräsentationslandschaft.

Im Gegensatz dazu verzichtet Angern bewusst auf ornamentale Broderien, Kaskaden oder Skulpturenachsen. Die Gartenflächen sind funktionsorientiert, aber dennoch symmetrisch und durchzogen von Sichtachsen. Während in Hundisburg die Inszenierung von Macht im Vordergrund steht, dominiert in Angern der Gedanke einer nützlich geordneten Natur:

„Der Garten von Angern folgte nicht dem Modell eines hochrepräsentativen barocken Lustgartens mit Broderie-Parterres, wie etwa in Hundisburg, sondern war ein Gutsgarten, der barocke Tendenzen mit praktischen Aspekten verband.“

Schloss BriestSchloss Briest (südlich von Tangermünde) hingegen repräsentiert eine dem Angerner Modell ähnliche Gutsanlage. Der Garten war zwar nach barocken Prinzipien gegliedert – mit einer Mittelachse, seitlichen Rasenstücken und Randpflanzungen –, wurde aber wie in Angern für den Obst- und Gemüseanbau genutzt, ergänzt durch eine funktionale Baumschule. Auch in Briest wurde die Mauerinnenseite mit Spalierobst bepflanzt. Der Garten war somit Teil des landwirtschaftlichen Produktionssystems, nicht nur Zierfläche. Beide Gärten lassen sich dem Typus des „produktiven Barockgartens“ zuordnen, der zwischen Repräsentation und Wirtschaftlichkeit vermittelt. Die Pro Memoria Schulenburgs betont diesen Anspruch mehrfach, etwa wenn es heißt:

„[…] sollen die Vier Haubt Gänge bis an die Mauer continuiret werden […] und in denen Feldern von allerhandt Sorten Obst Bäumen busquets angelegt werden.“ (Punkte 9–10)

Jagdschloss Letzlingen: Ein weiterer interessanter Vergleichspunkt ist Letzlingen, ursprünglich als Jagdresidenz der brandenburgischen Kurfürsten angelegt. Der Garten war hier nicht primär auf Obst- oder Gemüseanbau ausgerichtet, sondern kombinierte Waldartige Partien mit axialen Sichtschneisen, um das Jagderlebnis mit barocker Raumgestaltung zu verbinden. In Angern existiert mit dem sogenannten „Thiergarten“ ein strukturell ähnlicher Bereich – östlich des Parterres gelegen, mit versetzten Alleen, Aussichtspunkten und möglicherweise einer Jagdnutzung. Auch hier wurden Hecken, Hainbuchen und Ulmen verwendet, um sichtgeführte Bewegung und Rückzugsräume zu schaffen:

„Die Allee durch den Alten Thier Garten […] müßen so gezogen werden, daß Sie mit der zeit oben zu von selbst einen Bogen Gang formiren.“ (Punkt 28)

Fazit: Ein regionaltypischer Gutsgarten mit individueller Prägung: Im Vergleich mit Hundisburg, Briest und Letzlingen wird deutlich: Der Garten von Angern gehört nicht zum höfisch-monumentalen Typus wie Hundisburg, sondern zur regional verankerten Tradition der Gutsanlagen, in denen barocke Ordnungsprinzipien mit landwirtschaftlicher Nutzung und symbolischen Gestaltungselementen verbunden wurden. Im Unterschied zu Briest zeigt Angern jedoch eine bemerkenswerte schriftliche Dokumentation (die Pro Memoria) sowie ein hohes Maß an gestalterischer Reflexion, das ihn über den reinen Funktionsgarten hinaushebt. Angern steht somit exemplarisch für eine Form des „barocken Rationalismus“ im ländlichen Raum – ein Garten, der nicht verschwenderisch, aber durchdacht und vielschichtig ist, und der sowohl das Weltbild als auch die wirtschaftlichen Notwendigkeiten des preußischen Landadels widerspiegelt.

Der Park Angern mit seinem historischen Wassergraben und den angrenzenden Landschaftselementen bildet ein vielfältiges Ökosystem, das zahlreichen Tierarten einen wertvollen Lebensraum bietet. Der Wassergraben mit seinen ruhigen Abschnitten, sandigen Böschungen, dichter Ufervegetation und klaren Wasserflächen ist das zentrale Element des Parks. Umgeben von offenen Wiesen, alten Bäumen und angrenzenden Waldflächen bietet der Park ideale Bedingungen für Wasserbewohner, Uferbewohner und Landtiere.
Die Flora des Parks Angern spielt eine wesentliche Rolle für das Gleichgewicht des Ökosystems. Sie bietet nicht nur Nahrung und Lebensraum für Tiere, sondern trägt auch zur Stabilisierung der Uferzonen, zur Verbesserung der Wasserqualität und zur Schaffung eines angenehmen Mikroklimas bei. Die vielfältigen Pflanzengemeinschaften machen den Park zu einem wertvollen und schützenswerten Naturraum.
Edo Graf v.d. Schulenburg (1816–1904) hat vermutlich um 1850 die Umgestaltung des Parks im Stil eines englischen Landschaftsgartens bzw. eines Lustgartens mit Pleasureground in Auftrag gegeben. Helene von Schöning , die Gemahlin von Edo Graf von der Schulenburg und Tochter des Kurd Wolfgang von Schöning (preußischer Hofmarschall des Prinzen Carl ) hatte durch ihre enge Verbindung zur Potsdamer Kulturlandschaft und ihre Kindheit in der von Ludwig Persius entworfenen Villa Schöningen wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung des Parks. Der Garten wurde möglicherweise von Gustav Meyer (1816-1877), einem Schüler von Peter Joseph Lenné , gestaltet. Kurd Wolfgang von Schöning beauftragte Meyer zeitgleich auch mit der Neugestaltung des Gartens seiner Villa Schöningen in Potsdam. Meyer hatte sich zuvor mit der Neugestaltung des Parks Klein-Glienicke in Potsdam beschäftigt.
Der barocke Garten von Angern wurde Mitte des 18. Jahrhunderts unter der Leitung von Christoph Daniel von der Schulenburg angelegt und steht exemplarisch für eine Gartenkunst, die Repräsentation, Funktionalität und Ästhetik miteinander verband. Die Gestaltung folgt den Prinzipien barocker Symmetrie und axialer Ordnung: Gartenräume sind geometrisch gefasst, in Nutz- und Zierbereiche gegliedert und in ein übergeordnetes Kompositionssystem eingebettet. Die erhaltene Pro Memoria Christoph Daniels von 1745 liefert detaillierte Hinweise zur Anlage von Alleen, Irrgärten und Obstquartieren: "In der mittleren Allee sollen Kirschen auf Pyramiden gezogen, in der rechten Pflaumen, in der linken Birnbäume stehen." Gemeinsam mit historischen Plänen aus dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt lässt sich so die ursprüngliche Struktur des Parks bis heute präzise nachvollziehen.
Das Fächerbeet in Angern gehört zu den jüngsten Sanierungsprojekten des historischen Lustgartens mit Pleasureground und zeugt von der Wiederbelebung klassischer Gartenbaukunst. Im Rahmen der umfassenden Restaurierungsmaßnahmen des englischen Landschaftsparks begann 2022 die Rekonstruktion dieses Beets. Finanziert wurde das Projekt mit Unterstützung der "von Hickeldey Stiftung" sowie der "Stiftung Preußisches Kulturerbe".