Park
Der Schlosspark Angern wurde um 1738 als spätbarocker Garten mit symmetrischer Gestaltung angelegt. Um 1860 ließ Edo Graf von der Schulenburg den Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens umgestalten. Heute bietet der verwilderte Park zahlreichen Tierarten sowie heimischen und exotischen Bäumen und Sträuchern eine geschützte Heimat.

Die barocke Gartenanlage von Schloss Angern verfügte über ein bemerkenswert vielschichtiges Wassersystem, das sowohl funktionale als auch repräsentative Zwecke erfüllte.

Die Gartenanlage verfügte über zwei voneinander unabhängige Wassersysteme: Zum einen umgab ein historischer Wassergraben die alte Burganlage. Er spielte eine wesentliche Rolle in der Versorgung der Schlossküche mit Fisch. Im Jahr 1738 wurde der Graben durch eine steinerne Umfassungsmauer eingefasst, die eine gezielte Bewirtschaftung ermöglichte. Eine Öffnung zum Wirtschaftshof erlaubte das Einziehen von Fischernetzen, was die enge funktionale Verknüpfung von Repräsentation, Wirtschaft und Küche unterstreicht.

Zum anderen ergänzten zwei rechteckige, formale Teiche im südlichen Gartenteil das System. Sie erfüllten sowohl ästhetische Funktionen im Sinne barocker Gartensymmetrie als auch praktische Aufgaben der Fischzucht und Gartenbewässerung. Ihre Einbindung in ein unterirdisches Leitungssystem mit einer Verbindung zum Wassergraben ist in der Pro Memoria detailliert beschrieben:

„Das Waßer aus denen beyden Teichen im Garten soll in diesen Graben geführt werden […]“ (Punkt 2)

Die Teiche wurden über einen sogenannten Grundzapfen reguliert, mit steinernen Treppen versehen (Punkt 23) und mit Rasenziegeln sowie Holzbohlen eingefasst (Punkt 24), um eine Verbindung von Naturbild und Nutzbarkeit zu schaffen.

Gartenteiche und Grabenverbindung

In Punkt 2 der Pro Memoria beschreibt Schulenburg die Verbindung dieser Teiche mit einem neu zu schaffenden Graben:

„Das Waßer aus denen beyden Teichen im Garten soll in diesen Graben geführt werden, darum muß […] von starcken Elsen oder so man diese nicht hat von Eichen Rinnen ausgehauen […] unter der Erde […] neben dem GitterThore durch […] gelegt werden.“ (Punkt 2)

Diese Passage belegt das Vorhandensein eines unterirdischen Leitungssystems, das durch ausgehöhlte Baumstämme (Elsen oder Eichen) realisiert werden sollte – eine gängige Technik der Zeit. Die Leitung führte vom Grundzapfen eines Teiches (einer regulierbaren Abflussöffnung) unter dem Garten hindurch in einen neu anzulegenden Graben hinter der östlichen Gartenmauer. In Punkt 3 wird betont, dass der Aushub für die inneren Gartenwege aus diesem Graben entnommen werden soll:

„Die Grabens […] sollen mit der Erde […] aus diesem aufzumachenden Graben […] zugegekarret werden, welches aber eher nicht geschehen muß, bis die Rennen gelegt […] damit das Wasser seinen ordenti. Abfluß behält.“ (Punkt 3)

Der Begriff „Rennen“ bezeichnet hier die unterirdisch verlegten Leitungen – sie sind das technische Rückgrat der Wasserführung. Ihre sorgfältige Verlegung war Voraussetzung dafür, dass die anschließenden Gartenwege nicht zu früh verfüllt und damit das Gefälle oder der Wasserabfluss gestört wurden.

Die südlichen Gartenteiche – Nutzung und Ästhetik

Im südwestlichen Teil des ummauerten Gartens lagen zwei rechteckige Teiche, die im Pro Memoria mehrfach erwähnt und in das technische Wasserführungssystem eingebunden wurden. Bereits in Punkt 2 wird ihre Rolle innerhalb des Grabensystems deutlich:

„Das Waßer aus denen beyden Teichen im Garten soll in diesen Graben geführt werden, darum muß […] von Eichen Rinnen ausgehauen, und unter der Erde […] neben dem GitterThore durch, in besagten Graben hinter der Mauer hinein gelegt werden.“ (Punkt 2)

Diese unterirdische Ableitung verband die Teiche funktional mit einem neu anzulegenden Graben, der entlang der Gartenmauer verlief. Auch in der Planung der Gartenachsen spielten sie eine Rolle:

„Diese Allee so bey dem Thor und dem Thier Garten angefangen, mus so weit es möglich bis gegen die Teiche zu continuiret werden.“ (Punkt 6)
„[…] durch den Durchschnitt, so Sie durch der langen Allee so von den Teichen nach dem Thier Garten zu gehet […]“ (Punkt 9)

Obwohl diese Allee auf der späteren Karte nicht zu sehen ist – und daher wohl nicht realisiert wurde – zeigen die Textstellen, dass die Teiche ursprünglich Endpunkte einer zentralen Sichtachse sein sollten. Die Nutzung der Teiche war jedoch nicht nur ästhetisch motiviert. In Punkt 23 wird ausdrücklich auf ihre Funktion als Fischteiche hingewiesen:

„[…] damit wann der Teich mahl wieder mit fischen besetzet, man alda 2 Auszüge zum Fischen habe […], ingl. auch daß man zum Begießen, das Waßer alda commodement holen könne.“ (Punkt 23)

Diese Stelle belegt die Doppelfunktion der Teiche: als Fischgewässer und als Reservoir für Gartenbewässerung. Die Ufergestaltung kombinierte Holz- und Rasenelemente:

„[…] nicht gantz wieder bis oben auf, sondern nur so weit als das Waßer zu steigen pfleget mit Brettern, den Rest aber mit guten Frischen und Grünen Raaßen besetzen.“ (Punkt 24)

Diese Mischung aus natürlichem Bewuchs und gezielter Befestigung ist typisch für barocke Wassergestaltung, die das „Kunstvolle im Natürlich-Anmutenden“ suchte.

Der Wassergraben – Schlossinszenierung und Schutzsymbolik

Neben den Gartenteichen gab es ein zweites, eigenständiges Wassersystem: den Wassergraben rund um das Schloss, der in mehreren Passagen des Textes ebenfalls als „Teich“ bezeichnet wird. Dieser Graben war ursprünglich Teil der mittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Wehrarchitektur, wurde aber im Barock in das landschaftliche Gestaltungskonzept integriert.

In Punkt 23 ist von der „Teich Mauer“ die Rede:

„[…] die Teich Mauer wieder aufgenommen und daselbst Steinerne Treppen bis an den Teich hinunter gemachet werden […]“ (Punkt 23)

Gemeint ist hier wohl nicht einer der südlichen Gartenteiche, sondern die massive Mauer am Schlossgraben, die durch steinerne Treppen zugänglich gemacht werden sollte – ein Element, das gleichzeitig funktional und repräsentativ war. Auch in Punkt 25 wird deutlich, dass die Terrassen nördlich des Schlosses in Bezug zu diesem Graben stehen:

„[…] so wohl gegen des Ambtmans Hauß, als über den Teich bis über den Grundzapffen herunter […]“ (Punkt 25)

Die hier erwähnte Mauer sollte das Absacken der Terrassen verhindern und vor Erdmäusen schützen – ein Problem, das vor allem an den böschungsgleichen Grabenrändern auftreten konnte. 

Fazit: Die beiden Teichsysteme der barocken Gartenanlage in Angern – die südlichen Gartenteiche und der nördliche Schlossgraben – erfüllten klar voneinander unterscheidbare, aber sich ergänzende Aufgaben: Die Gartenteiche verbanden ästhetische Achsenbildung mit praktischer Gartenwirtschaft, während der Schlossgraben Elemente der Inszenierung, Abgrenzung und Repräsentation übernahm. Die differenzierte Verwendung des Begriffs „Teich“ im Pro Memoria spiegelt diese Vielschichtigkeit historischer Gartenräume wider – und unterstreicht den technisch und symbolisch durchdachten Umgang mit Wasser im Barock.

Der Park Angern mit seinem historischen Wassergraben und den angrenzenden Landschaftselementen bildet ein vielfältiges Ökosystem, das zahlreichen Tierarten einen wertvollen Lebensraum bietet. Der Wassergraben mit seinen ruhigen Abschnitten, sandigen Böschungen, dichter Ufervegetation und klaren Wasserflächen ist das zentrale Element des Parks. Umgeben von offenen Wiesen, alten Bäumen und angrenzenden Waldflächen bietet der Park ideale Bedingungen für Wasserbewohner, Uferbewohner und Landtiere.
Die Flora des Parks Angern spielt eine wesentliche Rolle für das Gleichgewicht des Ökosystems. Sie bietet nicht nur Nahrung und Lebensraum für Tiere, sondern trägt auch zur Stabilisierung der Uferzonen, zur Verbesserung der Wasserqualität und zur Schaffung eines angenehmen Mikroklimas bei. Die vielfältigen Pflanzengemeinschaften machen den Park zu einem wertvollen und schützenswerten Naturraum.
Edo Graf v.d. Schulenburg (1816–1904) hat vermutlich um 1850 die Umgestaltung des Parks im Stil eines englischen Landschaftsgartens bzw. eines Lustgartens mit Pleasureground in Auftrag gegeben. Helene von Schöning , die Gemahlin von Edo Graf von der Schulenburg und Tochter des Kurd Wolfgang von Schöning (preußischer Hofmarschall des Prinzen Carl ) hatte durch ihre enge Verbindung zur Potsdamer Kulturlandschaft und ihre Kindheit in der von Ludwig Persius entworfenen Villa Schöningen wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung des Parks. Der Garten wurde möglicherweise von Gustav Meyer (1816-1877), einem Schüler von Peter Joseph Lenné , gestaltet. Kurd Wolfgang von Schöning beauftragte Meyer zeitgleich auch mit der Neugestaltung des Gartens seiner Villa Schöningen in Potsdam. Meyer hatte sich zuvor mit der Neugestaltung des Parks Klein-Glienicke in Potsdam beschäftigt.
Der barocke Garten von Angern wurde Mitte des 18. Jahrhunderts unter der Leitung von Christoph Daniel von der Schulenburg angelegt und steht exemplarisch für eine Gartenkunst, die Repräsentation, Funktionalität und Ästhetik miteinander verband. Die Gestaltung folgt den Prinzipien barocker Symmetrie und axialer Ordnung: Gartenräume sind geometrisch gefasst, in Nutz- und Zierbereiche gegliedert und in ein übergeordnetes Kompositionssystem eingebettet. Die erhaltene Pro Memoria Christoph Daniels von 1745 liefert detaillierte Hinweise zur Anlage von Alleen, Irrgärten und Obstquartieren: "In der mittleren Allee sollen Kirschen auf Pyramiden gezogen, in der rechten Pflaumen, in der linken Birnbäume stehen." Gemeinsam mit historischen Plänen aus dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt lässt sich so die ursprüngliche Struktur des Parks bis heute präzise nachvollziehen.
Das Fächerbeet in Angern gehört zu den jüngsten Sanierungsprojekten des historischen Lustgartens mit Pleasureground und zeugt von der Wiederbelebung klassischer Gartenbaukunst. Im Rahmen der umfassenden Restaurierungsmaßnahmen des englischen Landschaftsparks begann 2022 die Rekonstruktion dieses Beets. Finanziert wurde das Projekt mit Unterstützung der "von Hickeldey Stiftung" sowie der "Stiftung Preußisches Kulturerbe".