Die Ost-West-Allee bildet ein zentrales Element der barocken Gartenplanung in Angern. Sie war eine lange Allee, die vom östlichen Gittertor durch den Thiergarten bis in den südlichen Gartenteil zu den Teichen führte.
Diese Achse war nicht nur ein gestalterisches Rückgrat, sondern auch ein bedeutendes Symbol barocker Ordnung: Sie verband Zugang, Bewegung, Sichtführung und Raumdramaturgie in einer einzigen linearen Struktur. Bereits in Punkt 5 der Pro Memoria wird auf die Bedeutung der Freifläche beidseits der Allee hingewiesen:
„Dieser Platz soll auf beyden Seiten dieser angelegten Allee bis an den Haubt Gang und den Irr Garten, nicht mit Bäumen besetzet, sondern Frey und Ledig bleiben.“ (Punkt 5)
Diese Anweisung unterstreicht die gewünschte optische Offenheit: Die Allee sollte von unbepflanzten Flächen begleitet werden, um den Blick frei auf die zentralen Gartenelemente – Hauptgang, Irrgarten, Teiche – zu lenken. In Punkt 6 wird der Verlauf der Allee festgelegt:
„Diese Allee so bey dem Thor und dem Thier Garten angefangen, mus so weit es möglich bis gegen die Teiche zu continuiret werden.(Punkt 6)
Die Allee beginnt demnach am östlichen Gittertor und soll möglichst bis zu den südlich gelegenen formalen Gartenteichen geführt werden. Der Zusatz „so weit es möglich“ lässt erkennen, dass topographische oder eigentumsrechtliche Einschränkungen einkalkuliert wurden – die aber offenbar nicht zur Aufgabe des Projekts führten, wie der erhaltene Wegverlauf in der Skizze nahelegt. Schließlich gibt Punkt 27 präzise Hinweise zur Ausführung und Gestaltung:
„Die Allee […] soll von Jungen schönen und graden Eschen, eines Mittelmäßigen Arms dicke, und 6 Fuß hoch […] gesetzet werden […] nicht von einem End zum andern grad aus, sondern an beyden Enden […] ingl. in der mitte mit einem halben Circul gesetzet werden.“ (Punkt 27)
Geplant war also eine Allee aus symmetrisch gepflanzten jungen Eschen, deren Wuchs gezielt kontrolliert wurde. Die leichte Krümmung in der Mitte („halber Circul“) und an beiden Enden diente der optischen Weitung und erzeugte eine typisch barocke Mischung aus geometrischer Strenge und landschaftlicher Dynamik.
Fazit: Die Allee vom Gittertor bis zu den Teichen stellt in der Gartenkomposition von Angern eine repräsentative Hauptachse dar – als Weg, Blickachse und Symbolordnung zugleich. Ihre Realisierung ist durch die Karte belegt, ihre Gestalt durch die Pro Memoria detailliert beschrieben. In ihrer Verbindung von Zugang, Ausblick, Rhythmus und Raumtiefe erfüllt sie zentrale Prinzipien der barocken Gartendramaturgie und bildet einen der bedeutendsten gestalterischen Räume der gesamten Anlage.