Schulenburg Familie in Angern
Das Geschlecht von der Schulenburg zählt zu den älteren Adelsfamilien Norddeutschlands und ist seit dem 13. Jahrhundert urkundlich belegt

Bernhard XI. von der Schulenburg (*1475, † vor dem 15. Mai 1502) war ein altmärkischer Adliger des ausgehenden 15. Jahrhunderts und der bedeutendste Vertreter der jüngeren Linie des sogenannten weißen Stammes der Familie von der Schulenburg. Er war der älteste überlebende Sohn des Landeshauptmanns Matthias I. († um 1477) und der Anna von Alvensleben. Er war Herr auf Altenhausen, Angern und Beetzendorf

Bernhard trat erstmals 1475 in einer Urkunde auf, in der ihm gemeinsam mit seinem Vater vom Magdeburger Erzbischof Johann das Recht eingeräumt wurde, Schloss Altenhausen von Ortgies Klenke und dessen Ehefrau Jutta einzulösen. Zehn Jahre später, am 8. Januar 1485, erfolgte die erblich bestätigte Belehnung mit Schloss Altenhausen durch Erzbischof Ernst von Magdeburg, nun gemeinsam mit seinen Brüdern Busso III. und Hans V. Im Gegenzug verzichteten die Brüder auf Rückerstattung der Pfandsumme. Zum Schloss gehörte auch die Mark Schricke; andere Besitzungen wie Groß Santersleben und Gersleben mussten dem Erzstift zurückgegeben werden, während Ivenrode als Ausgleich zugelegt wurde.

Bernhard XI. lebte in einer Zeit tiefgreifender politischer und gesellschaftlicher Veränderungen. Die Altmark stand unter wachsendem Druck durch die Territorialisierungspolitik der Hohenzollern, nachdem Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg 1415 durch König Sigismund in die Mark eingesetzt worden war. Während das Kurfürstentum Brandenburg seinen Einfluss über die Altmark ausweitete und eine stärkere Zentralisierung anstrebte, war es Ziel der regionalen Adelsgeschlechter – darunter der Schulenburgs –, ihre autonome Stellung durch Besitzsicherung und Heiratsallianzen zu behaupten. Bernhard XI. war in diesem Kontext ein wichtiger Akteur der Selbstbehauptung des altmärkischen Adels. Seine Erwerbspolitik und familiären Verbindungen (Bülow, Bismarck, Alvensleben) stärkten die soziale, wirtschaftliche und territoriale Position seiner Linie. Durch seine Bemühungen wurde Altenhausen zu einem dauerhaften Herrschafts- und Verwaltungszentrum, das den Fortbestand der jüngeren Linie der Schulenburg über das Mittelalter hinaus sicherte.

Im 15. Jahrhundert befand sich die Altmark, in der Bernhard XI. von der Schulenburg lebte, im Spannungsfeld der aufstrebenden Macht des Kurfürstentums Brandenburg unter den Hohenzollern. Nachdem Kurfürst Friedrich I. aus dem Haus Hohenzollern 1415 von König Sigismund die Mark Brandenburg verliehen bekommen hatte, begann eine Phase der Konsolidierung und territorialen Expansion. Die brandenburgischen Kurfürsten bemühten sich, ihre Herrschaft über die Altmark zu festigen, während lokale Adelsfamilien, darunter die von der Schulenburgs, durch gezielte Heirats- und Bündnispolitik ihre eigene Machtstellung sicherten.

Diese Epoche war zudem durch eine zunehmende Zentralisierung der Verwaltung und den Ausbau der Landesherrschaft geprägt. Die wirtschaftliche Grundlage der Region bestand vor allem in der Landwirtschaft, wobei der Getreideanbau florierte und Handel über die Elbe in aufstrebende Städte wie Magdeburg betrieben wurde. Das Spätmittelalter war zudem von Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Adelsfamilien wie den von Alvensleben und von Bismarck sowie Konflikten mit dem Erzbistum Magdeburg geprägt, das versuchte, seinen Einfluss über die ostelbischen Gebiete auszudehnen.

Trotz dieser Herausforderungen gelang es der Familie von der Schulenburg, ihre Besitzungen in der Altmark zu festigen und mit strategischen Eheschließungen ihre Stellung als eine der bedeutendsten Adelsfamilien der Region weiter auszubauen. Insbesondere durch ihre Burgen und Herrensitze, darunter Beetzendorf und Altenhausen, konnte die Familie ihre wirtschaftliche und politische Stellung behaupten.

Er war zweimal verheiratet:

  • Die erste Ehe schloss er um 1470 mit Adelheid von Bülow, Tochter des Werner von Bülow (vor 1446–1478). 
  • Die zweite Ehe mit einer Frau aus dem Hause von Bismarck blieb kinderlos.

Aus erster Ehe gingen eine Tochter und zwei Söhne hervor. Der jüngere Sohn verstarb früh, während der ältere, Matthias III. von der Schulenburg, die Linie fortsetzte. Ein Wappenrelief mit dem Zeichen der Bülow auf dem Grabstein von Matthias IV. deutet auf die genealogische Verbindung zur mütterlichen Linie hin.

In der Folgezeit erweiterte Bernhard XI. den Familienbesitz gezielt. Besonders hervorzuheben ist die Wiederankaufung der Klostergüter in Emden von der Äbtissin des Klosters Althaldensleben – ein Vorgang, der seine wirtschaftliche Handlungskompetenz unterstreicht. Seine Besitzungen umfassten strategisch wichtige Ländereien in der Altmark. Altenhausen war ein bedeutendes Zentrum der Familie und spielte eine zentrale Rolle in der Verwaltung der umliegenden Gebiete. Angern, das sich südlich von Stendal befindet, war ebenfalls ein wichtiger Standort und blieb über Jahrhunderte im Besitz der Familie Schulenburg.

Durch seine enge Verbindung mit den bedeutendsten Adelsfamilien der Region und seine aktive Rolle in der Politik der Kurmark Brandenburg sicherte Bernhard XI. die Zukunft seiner Familie und ihrer Besitzungen. Er verstarb um 1500 und hinterließ ein stabiles Erbe, das von seinen Nachkommen weitergeführt wurde.

Bernhard XI. verstarb vermutlich im Zuge einer Pilgerreise zum Heiligen Jahr 1500, deren Ziel Rom war. Der Tod soll laut Jerasius auf dem Rückweg in Verona erfolgt sein. Nachweislich war er am 15. Mai 1502 bereits verstorben, da er in einem Lehnsrevers jenes Datums nicht mehr erscheint.

> Die Line wird fortgesetzt durch Matthias III. von der Schulenburg.

Quelle

  • Graf von der Schulenburg, Dietrich Werner / Wätjen, Hans: Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg (1237–1983), Wolfsburg: Selbstverlag, 1984 – eine umfassende Familiengeschichte mit detaillierten genealogischen, historischen und besitzgeschichtlichen Darstellungen, insbesondere zur Teilung des weißen Stammes und zur Rolle Busso I. von der Schulenburg.
Fritz I. von der Schulenburg (1350–1415) war der gemeinsame Stammvater aller drei Hauptlinien des sogenannten weißen Stamms des Hauses von der Schulenburg. Seine Lebenszeit fällt in eine Epoche tiefgreifender politischer und gesellschaftlicher Umbrüche im deutsch-römischen Reich.
Kaufmann, Lehnsträger und Burgherr in Angern. Werner V. von der Schulenburg gehört zu den frühesten namentlich bekannten Mitgliedern der Familie, die sich dauerhaft auf dem Gut Angern niederließen. Seine Bedeutung liegt nicht allein in seiner Funktion als Mitbelehnter mit der dortigen Burg, sondern vor allem in seiner Rolle als Vertreter eines Adels, der im Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit zunehmend auch städtisch-wirtschaftliche Handlungsspielräume wahrnahm.
Hans XII. von der Schulenburg († 1625), Sohn des Busso VI. , gehört zu jenen Gliedern des Adelsgeschlechts von der Schulenburg , deren Leben exemplarisch für die Krisen und Konsolidierungsversuche niederadliger Gutsherrschaft im frühneuzeitlichen Brandenburg steht. Seine Biografie markiert eine Übergangsphase zwischen militärischer Karriere und ökonomischer Bedrängnis, zwischen adliger Repräsentation und realer finanzieller Überforderung.
Bernhard von der Schulenburg (1427–1469) wurde im Jahre 1448 mit seinen Brüdern Busso und Matthias durch Lehnbrief Erzbischofs Friedrich von Magdeburg zu rechten männlichen Lehen belehnt.
Ritter, kurbrandenburgischer Rat, Stiftshauptmann des Erzstifts Magdeburg, Begründer des älteren Angerner Zweigs. Busso I. entstammte der weißen Linie der Familie von der Schulenburg und war der älteste Sohn des Ritters Fritz I von der Schulenburg (* um 1350, † 1415). Er wurde am 12. April 1414 noch als unmündig erwähnt, galt aber bereits am 15. April 1415 als mündig und war ab 6. August 1424 urkundlich als Ritter belegt. Sein Geburtsjahr lässt sich daher mit einiger Sicherheit auf um 1396 datieren.
Begründer der jüngeren Linie des weißen Stammes – Landeshauptmann der Altmark. Matthias I von der Schulenburg (geb. spätestens 1405 – † zwischen Februar und November 1477) war der jüngste Sohn des Ritters Fritz I von der Schulenburg (Nr. 56).
Bernhard XI. von der Schulenburg (*1475, † vor dem 15. Mai 1502) war ein altmärkischer Adliger des ausgehenden 15. Jahrhunderts und der bedeutendste Vertreter der jüngeren Linie des sogenannten weißen Stammes der Familie von der Schulenburg. Er war der älteste überlebende Sohn des Landeshauptmanns Matthias I. († um 1477) und der Anna von Alvensleben . Er war Herr auf Altenhausen , Angern und Beetzendorf .
Erbe des Ritterguts Angern, kaiserlicher Offizier und Begründer der Angerner Stammlinie. Alexander Friedrich Christoph von der Schulenburg (*5.8.1720, †1801) war der vierte Sohn Heinrich Hartwig I. Er trat das erstmals unter seinem Onkel Christoph Daniel auf die jüngeren Linie vereinigte Rittergut als Majorat an, das durch das Fideikommiss von 1762 gesichert worden war.
Ein früher Reformator, streitbarer Landadliger und Kriegsteilnehmer im Zeitalter der Konfessionalisierung. Als Sohn von Bernhard XI. von der Schulenburg und Enkel von Matthias I , des langjährigen Landeshauptmanns der Altmark, war er ein direkter Erbe der um 1485 befestigten Stellung in Altenhausen , Angern und Beetzendorf und setzte die jüngere Linie des weißen Stamms fort.
Jakob II. von der Schulenburg: Leben, Kriegslaufbahn und Besitzpolitik eines altmärkischen Söldnerführers. Jakob II. zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten des altmärkischen Adels im 16. Jahrhundert.
Daniel I. Reichsfreiherr von der Schulenburg (* 3. Juni 1538 in Altenhausen ; † 6. November 1594 in Angern ) (Nr. 312 in der Stammtafel) lebte in einer Zeit bedeutender politischer und wirtschaftlicher Umbrüche in der Altmark und im Erzstift Magdeburg . Am 29.09.1577 heiratete Daniel I. Ehrengard von Alten aus dem Hause Wilkenburg (* um 1556, † nach 1611). Aus dieser Verbindung gingen fünf Kinder hervor.
Henning III. von der Schulenburg (*1587, †01.09.1637) war der jüngste Sohn des Daniel I. von der Schulenburg und übernahm nach seinem Tod den Burghof in Angern. Er steht exemplarisch für die komplexe Rolle des niederen Adels im frühneuzeitlichen Brandenburg – zwischen dynastischer Kontinuität, territorialer Zersplitterung und finanzieller Prekarität.
Henning Christoph von der Schulenburg (* 1648 oder 1649 auf Angern , † 27.12.1683 in Staßfurt ) war ein kurbrandenburgischer Hauptmann. Als der älteste Sohn von Heinrich XI. von der Schulenburg (geb. 1621, gest. 1691) und Ilse Floria von der Knesebeck (geb. 1629, gest. 1712) erbte er nach dessen Tod die Güter Angern und Falkenberg .
Heinrich XI von der Schulenburg (* 06.09.1621 auf Angern , + 19.05.1691 in Kehnert ) war Sohn von Henning III. von der Schulenburg und übernahm nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) ein schwer verwüstetes und verschuldetes Erbe auf den Gütern Angern, Kehnert und Schricke. Die Verwüstungen dieses langen Konflikts hatten nicht nur das Land, sondern auch die wirtschaftliche und soziale Struktur Brandenburg‑Preußens nachhaltig erschüttert. In den Jahren nach 1648 begann ein langwieriger Wiederaufbauprozess, der von der Notwendigkeit geprägt war, feudale Strukturen aufzubrechen und zentralisierte, absolutistisch geprägte Verwaltungsinstitutionen zu etablieren – Entwicklungen, die auch den Grundstein für den späteren Aufstieg des preußischen Staates legten.
Christoph Daniel von der Schulenburg (*1679 in Angern, †1763 ebenda) wurde geboren inmitten einer Epoche dynastischer Spannungen im Heiligen Römischen Reich. Er zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten des brandenburgisch-preußischen Adels im 18. Jahrhundert. Sein Lebensweg vereint in exemplarischer Weise militärische Laufbahn , diplomatische Missionen und kulturelles Mäzenatentum .
Der letzte Erbe der alten Linie Angern. Heinrich Hartwig I. von der Schulenburg, Sohn von Henning Christoph , war der letzte bedeutende Vertreter der älteren Linie auf dem Rittergut Angern, ehe dieses durch seinen Bruder Christoph Daniel vollständig in der jüngeren Linie des weißen Stammes zusammengeführt wurde. Nach dem frühen Tod seines Vaters trat Heinrich Hartwig als Erbe des Burghofs hervor und bemühte sich in schwieriger Zeit um die wirtschaftliche Konsolidierung des Besitzes. Seine Rolle als Gutsherr, seine Teilnahme am savoyischen Militärdienst sowie seine familiären Verbindungen dokumentieren exemplarisch die Lebensrealität eines altmärkischen Adligen im Übergang vom Dreißigjährigen Krieg zur barocken Neuordnung der Gutswirtschaft.
Friedrich Christoph Daniel Graf von der Schulenburg (* 10. Februar 1769 auf Angern; † 16. Mai 1821 in Magdeburg) ist Sohn des Alexander Friedrich Christoph Graf von der Schulenburg .
Edo Friedrich Christoph Daniel , geb. 27.04.1816 in Angern, gest. 06.08.1904 in Angern, wurde 1821 dritter Fideikommissherr auf Angern. Edo war einziger Sohn des Magdeburger Regierungspräsidenten Friedrich Graf v.d. Schulenburg aus dessen zweiter Ehe mit der Tochter des Braunschweigischen Landdrosten, Auguste Luise Adolphine von Cramm. Bei seiner Taufe übernahm König Friedrich Wilhelm III . eine Patenstelle.
Friedrich Wilhelm Christoph Daniel Graf von der Schulenburg (* 1843 in Angern; † 1921) war Sohn des Edo Friedrich Christoph Daniel (1816-1904) und der Helene, geb. v. Schöning. Bei seiner Taufe übernahm König Friedrich Wilhelm IV. die Patenstelle.
Sigurd Wilhelm Graf von der Schulenburg (* 1882; † 1956), Sohn des Friedrich Wilhelm Christoph Daniel (1843-1921) war der fünfte und letzte Fideikommissherr auf Angern. Bei seiner Taufe am 5. November 1882 übernahm Kaiser Wilhelm I. eine Patenstelle , wie auch bei seinem Vater, Großvater und Urgroßvater die damals regierenden preußischen Könige Taufpaten gewesen waren.
Kuno Wilhelm Christoph Daniel Graf von der Schulenburg (* 1923 in Magdeburg, † 1987 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Jurist und Mitglied der XXI. Generation der Familie von der Schulenburg. Kuno Wilhelm wurde als einziger Sohn von Sigurd-Wilhelm Graf von der Schulenburg geboren.
Alexander Friedrich Christoph Graf von der Schulenburg wurde am 4. August 1968 in Frankfurt am Main geboren. Er ist Sohn von Kuno Wilhelm Christoph Daniel (1923-1987) und Jutta, geb. v. Franocis. Er führt die lange Tradition seiner Familie fort, die seit fast 500 Jahren in Angern verwurzelt ist, und engagiert sich aktiv für die Bewirtschaftung der wieder eingerichteten Forstbetriebs sowie die Rekonstruktion und Erhaltung des Schlosses und des Parks.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.