Burg Angern
Die um 1341 gegründete Burg Angern bewahrt in seltener Geschlossenheit die originale Bau-, Erschließungs- und Verteidigungsstruktur einer hochmittelalterlichen Wasserburg und nimmt damit eine herausragende Stellung innerhalb der norddeutschen Burgenlandschaft ein.

Die sogenannte Turminsel der Burg Angern bildet eine wesentliche Komponente der hochmittelalterlichen Gesamtanlage. Ursprünglich könnte ihre Fläche etwa 20 × 20 Meter betragen haben, angepasst an die Funktion als kompakte Verteidigungs- und Versorgungseinheit. Erst im Zuge der Errichtung des barocken Wasserschlosses um 1745 könnte die Fläche auf etwa 35 × 35 Meter erweitert worden sein, indem der Wassergraben und die Inselkanten verbreitert oder aufgefüllt wurden. Ihre klare Abgrenzung durch den umlaufenden Wassergraben, der die Insel vollständig vom Palas trennte, verweist schon in der hochmittelalterlichen Phase auf eine eigenständige, bewusst abgeschirmte Funktion innerhalb des Burgsystems. Die Turminsel diente nicht allein als letzter Rückzugsort im Belagerungsfall, sondern war offenbar von Beginn an als autark nutzbare Verteidigungs- und Versorgungszone konzipiert.

Bestand

In der nordöstlichen Ecke befand sich ein massiver Wehrturm mit einem quadratischen Grundriss von etwa zehn mal zehn Metern. Das erste Geschoss, das bis heute erhalten ist, wurde in Bruchsteinmauerwerk mit Tonnengewölbe ausgeführt. Südlich an den

 Bergfried schließt ein zweiteiliger Tonnengewölbekomplex an. Die bauliche Anlage besteht aus einer nördlichen Tonne, die in Ost-West-Richtung verläuft, sowie einer südlich daran anschließenden Tonne mit Nord-Süd-Ausrichtung. Beide Gewölbe sind funktional miteinander verbunden und bilden gemeinsam eine überdachte Infrastrukturzone, deren innere Erschließung auf Belagerungsautarkie ausgelegt war. Die nördliche Tonne grenzt unmittelbar an den Wehrturm an und stellt über eine heute noch erkennbare Öffnung in der Turmwand den ebenerdigen Zugang zum Inneren des Bergfrieds her. Diese Türöffnung, verborgen innerhalb des Tonnengewölbes, ergänzt den hochgelegten Außenzugang zum Palas und weist auf eine alternative Erschließungsstrategie hin, die in Angern offenbar in der Absicherung durch das vorgelagerte Gewölbe bestand. Das Innere der nördlichen Tonne bildete damit zugleich eine Art vorgelagerte Schleuse oder Schutzraum vor dem eigentlichen Eintritt in das Turminnere. Die südliche, quer verlaufende Tonne erweitert diese Anlage um zusätzlichen Lager- oder Werkraum.

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KI generierte Ansicht des Bergfrieds und angrenzendes Infrastrukturgebäude auf der Südinsel

Ein Brunnen, der bis heute genutzt wird, befand hinter der ebenfalls erhaltenen westlichen Mauer der südlichen Tonne. Die innere Organisation dieser Gewölbestrukturen spricht für eine gezielte Kombination aus Sicherheit, Autarkie und Funktionalität. Umgeben war die Turminsel von einer durchgehenden Bruchsteinmauer mit einer geschätzten Höhe von etwa 2,5 bis 3,5 Metern. Diese Mauer diente der passiven Sicherung des Innenhofes, der Zugangskontrolle und dem Schutz gegen unmittelbare Annäherung über den Wassergraben. Es lassen sich weder Spuren eines Wehrgangs noch Zinnen oder andere aktive Verteidigungselemente nachweisen, sodass von einer rein umfriedenden, nicht begehbaren Mauer auszugehen ist. Diese bauliche Form folgt dem verbreiteten Muster kleinerer Wasserburgen des 13. und 14. Jahrhunderts, bei denen die eigentliche Verteidigungsfunktion durch Turm und Brücke übernommen wurde, während die Umfassungsmauer lediglich den Hof sicherte.

Die vorhandene Fläche der Insel lässt darauf schließen, dass die heute sichtbaren Baukörper nicht das gesamte mittelalterliche Nutzungsspektrum abdecken. Aufgrund der Größe von etwa 1225 Quadratmetern ist anzunehmen, dass sich neben Turm, Gewölben und Brunnen auch weitere, heute nicht mehr sichtbare Strukturen auf der Insel befunden haben könnten. Da der Innenhof des Schlosses mit der Bauzeit des barocken Schlosses um 1745 erheblich aufgeschüttet wurde, können zusätzliche Fundamentreste durchaus noch vorhanden sein, sind bislang jedoch nicht freigelegt oder dokumentiert.

Weitere Aufbauten

In Analogie zu vergleichbaren Anlagen wäre insbesondere mit einfachen Holzbauten wie Vorratsschuppen, gedeckten Werkbereichen oder offenen Lagerplätzen zu rechnen, deren bauliche Spuren im aufgeschütteten Niveau archäologisch schwer zu erfassen wären. Auch ein möglicherweise überdachter, funktional genutzter Holzbau über einem der Tonnengewölbe – etwa eine Wachstube oder ein Lagerraum – wäre denkbar, bleibt jedoch ohne aktuelle Grabungsbefunde hypothetisch.

Im regionalen Vergleich zeigt sich, dass die Turminsel von Angern eine ungewöhnlich klare und geschlossene Struktur aufweist. Während bei vergleichbaren Anlagen wie Burg Ziesar oder Lenzen Turm und Rückzugsräume nur andeutungsweise erhalten sind, dokumentiert Angern durch die vollständige Erhaltung des ersten Turmgeschosses, der angeschlossenen Gewölbe, des Brunnens und des Fundaments der Turminsel selbst ein selten geschlossenes Bild einer strategisch konzipierten Rückzugsinsel. Die planmäßige Kombination aus Brückenerschließung, Vorratsraum, Wasserversorgung und kontrollierbarem Innenhof entspricht dem hochmittelalterlichen Ideal einer mehrschichtig gesicherten, autarken Verteidigungseinheit innerhalb einer wasserumwehrten Burganlage.

Somit lässt sich die Turminsel der Burg Angern um 1350 als vollständig integrierter Teil des Burgsystems interpretieren – nicht nur als Notrefugium, sondern als funktional aktiver Bereich mit klarer militärischer, technischer und versorgungstechnischer Ausrichtung. Ihre bauliche Klarheit, das Vorhandensein eines Brunnens und die vermutete Verbindung zum Palas zeigen eindrucksvoll, wie eng die mittelalterliche Wehrarchitektur mit Überlebensplanung, Raumökonomie und sozialer Hierarchie verwoben war.

Mögliche Größenänderung der Turminsel

Die heute sichtbare Fläche der Turminsel der Burg Angern beträgt etwa 35 × 35 Meter, was einer Fläche von rund 1225 m² entspricht. Lediglich der Wehrturm auf der Ostkante der Insel lag bereits im Mittelalter auf einer Fluchtlinie mit der Ostseite des Palas und ist damit ein gesicherter Teil der ursprünglichen Planung. Angesichts der erhaltenen Befunde, der Struktur der Wassergräben und der historischen Entwicklung der Burganlage stellt sich jedoch die berechtigte Frage, ob diese Ausdehnung tatsächlich der hochmittelalterlichen Ursprungsform entspricht. Es ist durchaus möglich – und architektonisch wahrscheinlich –, dass die ursprüngliche Turminsel im Hochmittelalter deutlich kleiner war, etwa im Bereich von 20 × 20 Metern (400 m²). Eine kleinere Inselgröße wäre für hochmittelalterliche Rückzugsinseln absolut typisch, insbesondere bei Wasserburgen der norddeutschen Tiefebene, wo Turminseln meist auf das Notwendigste beschränkt wurden: Wehrturm, Brunnen und minimale Versorgungseinheiten. Im Rahmen der barocken Umgestaltung der Burg Angern um 1745, als das heutige Wasserschloss errichtet wurde, wäre es plausibel, dass die Insel künstlich erweitert oder aufgefüllt wurde. Eine Vergrößerung der Fläche diente der besseren Integration in die barocke Garten- und Schlossarchitektur, etwa um symmetrische Hofanlagen, Wirtschaftsgebäude oder Auffahrten zu ermöglichen. Solche Flächenregulierungen sind an vielen barockisierten Burgen nachweisbar (vgl. beispielsweise die Erweiterungen an der Burg Ziesar im 18. Jahrhundert oder an Schloss Güstrow).

Vergleichbare Turminseln im Hochmittelalter

Burg Ziesar (Brandenburg): Die älteste Kernburg bestand ursprünglich aus einer kleinen, inselartigen Fläche um den Bergfried, die kaum 20 × 20 Meter überschritt. Erst spätere Erweiterungen schufen breitere Plattformen für Nebengebäude.

Burg Lenzen (Elbtalaue): Der Turmbereich dieser frühmittelalterlichen Wasserburg war extrem kompakt und lag ebenfalls in der Größenordnung von etwa 20 × 20 Metern, nur geringfügig erweitert durch später angefügte Wirtschaftsbereiche.

Burg Beetzendorf (Altmarkkreis Salzwedel): Auch hier war der früheste Burgkern um den Wehrturm stark verkleinert und überschritt zunächst kaum 400–500 m². Diese Vergleiche zeigen, dass eine kompakte Bauweise mit Fokus auf ein kleines, verteidigungsfähiges Zentrum im 13. und frühen 14. Jahrhundert der Regelfall war. Erst spätere bauliche Entwicklungen – oft aus barockem oder frühneuzeitlichem Repräsentationsbedürfnis heraus – führten zu Flächenvergrößerungen, Aufschüttungen und nivellierten Anlagen.

Befunde

Die Turminsel der Burg Angern, gegründet um 1340–1350, stellt ein bemerkenswert gut erhaltenes Beispiel einer hochmittelalterlichen Wasserburg dar. Zentral auf der Südinsel befindet sich der vollständig erhaltene Wehrturm (Bergfried) mit einem quadratischen Grundriss von etwa 10 × 10 Metern, errichtet aus massivem Bruchsteinmauerwerk. Besonders hervorzuheben ist eine originale Schießscharte auf der Nordseite, die etwa zwei Meter über dem mittelalterlichen Außenniveau liegt und eine gezielte Verteidigung in Richtung der Hauptinsel ermöglichte. Südlich an den Bergfried schließt ein zweiteiliger Tonnengewölbekomplex an, bestehend aus einer nördlichen Tonne in Ost-West-Richtung und einer südlichen Tonne in Nord-Süd-Ausrichtung. Die nördliche Tonne dient als Verbindung zwischen dem Wirtschaftsbereich der Südinsel und dem Wehrturm, mit einem direkten Durchgang zum Turminneren an der Nordwand. Im westlichen Bereich der Tonne befindet sich ein Zugang zu einem Brunnen, der bis in jüngste Zeit funktional genutzt wurde. Die südliche Tonne setzte die Kellerstruktur nach Süden fort und diente vermutlich als Vorrats- oder Lagerraum. Die Bauweise der Gewölbe, mit grob bearbeiteten Bruchsteinen und einfachen Tonnen ohne Gurte oder Rippen, weist auf eine funktionale Nutzung ohne repräsentative Ansprüche hin. Belichtung und Belüftung erfolgten über kleine Öffnungen an der Ostseite, die zum Wassergraben ausgerichtet sind. Insgesamt zeigt die Südinsel der Burg Angern eine durchdachte Kombination aus Verteidigungs- und Versorgungsstrukturen, die eine autarke Nutzung im Hochmittelalter ermöglichten.

Hier sind alle bisher bekannten Befunde zur Turminsel zusammengetragen

Die Burganlage von Angern in der heutigen Altmark (Sachsen-Anhalt) gehört zu den bedeutenden Wasserburgen der Altmark. Ihre Entwicklung lässt sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen, als sie im Rahmen der hochmittelalterlichen Landesausbauprozesse errichtet wurde. Die Hauptburg entstand auf einer künstlich angelegten Insel innerhalb eines doppelten Wassergrabensystems. Von der ursprünglichen Anlage ist heute vor allem die Struktur des Geländes erhalten, während die bauliche Substanz größtenteils durch kriegerische Ereignisse wie die Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg (1631) sowie durch barocke Umbauten im 18. Jahrhundert überformt wurde. Palas, Innenhof und Bergfried der Burg Angern (KI generiert)
Im 14. Jahrhundert war die Altmark Schauplatz konkurrierender Herrschaftsansprüche. Die Markgrafen von Brandenburg, das Erzbistum Magdeburg und verschiedene Adelsfamilien wie die von Alvensleben und von Grieben rangen um Besitz, Lehensrechte und lokale Macht. Die Gründung der Burg in Angern diente der Erzdiözese Magdeburg zur militärischen Sicherung und verwaltungstechnischen Kontrolle ihrer südaltmärkischen Besitzungen. Die Anlage einer Wasserburg mit Wehr- und Wohnfunktion manifestierte die landesherrliche Präsenz in einem territorial instabilen Raum.
Die Besitzgeschichte der Burg Angern lässt sich ab dem 14. Jahrhundert anhand von Lehnbriefen, Pfandverträgen und erzbischöflichen Urkunden nachvollziehen. Die frühe Geschichte ist dabei durch häufige Besitzerwechsel und konkurrierende Lehnsverhältnisse geprägt, was auf die strategische Bedeutung der Anlage und den politischen Druck auf das Erzstift Magdeburg hinweist. Erstmals wird die Burg im Jahr 1343 als Besitz eines Gerlof von Brunhorcz erwähnt. Im Jahr 1363 erscheint Lüdecke von Grieben als Lehnsträger. Er war kein Angehöriger der hochadeligen Familie von Grieben, sondern ein Vasall, der deren Namen übernommen hatte – ein im Mittelalter verbreitetes Phänomen, um familiäre Zugehörigkeit oder Schutzverhältnisse zu demonstrieren. 1370 sind Lüdecke von Grieben und zwei Söhne des Ritters Jakob von Eichendorf gemeinsam mit Angern belehnt.
1735 ließ Christoph Daniel von der Schulenburg, ein General im Dienst des Königs von Sardinien, ein neues dreiflügeliges Schloss auf auf der 2. Insel erbauen, auf der sich auch der Turm befand. Dieses Gebäude wurde nach den Plänen des Magdeburger Landbaumeisters Fiedler gebaut, wobei zahlreiche Baufehler auftraten, die eine Fertigstellung verzögerten. Der Bau wurde schließlich unter der Aufsicht von Maurermeister Böse abgeschlossen. Von der ursprünglichen Burg auf der ersten Insel sowie dem Turm auf der zweiten Insel blieben Kellergewölbe erhalten, die heute zum Teil begehbar sind.
Dieser Rundgang durch die Burg Angern um das Jahr 1350 basiert auf einer sorgfältigen Rekonstruktion historischer Quellen, archäologischer Befunde und baugeschichtlicher Analysen. Alle Szenen, Räume und Details wurden unter Berücksichtigung realer Gegebenheiten der mittelalterlichen Anlage entwickelt – etwa der erhaltenen Tonnengewölbe, der typischen Bauweise von Palas, Bergfried und Wirtschaftsflügeln sowie Hinweise aus Inventaren und schriftlichen Überlieferungen. Ziel ist es, nicht nur die äußere Gestalt, sondern auch die Atmosphäre und Lebenswelt einer spätmittelalterlichen Burg erlebbar zu machen – so nah wie möglich an der historischen Realität, doch mit erzählerischer Tiefe. Die Bilder zeigen fotorealistische Rekonstruktionen der Burg Angern um 1350. Sie basieren auf archäologischen Befunden, historischen Quellen und vergleichbarer Bausubstanz – realitätsnah umgesetzt mit moderner KI-Technik. Von der Vorburg zum Pforthäuschen
Ergänzend bleibt in Angern auch ein Teil des ehemaligen Bergfrieds der Burg erhalten, der als erhaltenes Geschoss auf der südlichen Insel die Wehrhaftigkeit der ursprünglichen Anlage dokumentiert. Zwischen Palas und Bergfried lag ein etwa acht Meter breiter Wassergraben, der die funktionale und strategische Trennung beider Baukörper verstärkte. Der Bergfried der Burg Angern mit einer Grundfläche von 10 × 10 Metern und sieben Stockwerken dürfte auf Grundlage typischer hochmittelalterlicher Bauweisen eine Höhe von etwa 26 bis 30 Metern erreicht haben. Diese Rekonstruktion entspricht der Dimension vergleichbarer Türme wie in Tangermünde und Lenzen und unterstreicht die dominierende Rolle des Bergfrieds innerhalb der Verteidigungsstruktur der Burg. An der nördlichen Außenwand des erhaltenen Erdgeschosses des Bergfrieds befindet sich eine schmale vertikale Schießscharte , die auf den Wassergraben und in Richtung des Palas ausgerichtet ist. Diese Schießscharte belegt die gezielte Überwachung und Verteidigung des Geländestreifens zwischen Bergfried und Palas. Angreifer, die versuchten, den Graben zu überwinden, konnten von hier aus effektiv beschossen werden. Die Anordnung der Schießscharte entspricht der üblichen Bauweise hochmittelalterlicher Wasserburgen und unterstreicht die eigenständige Wehrfunktion des Turms. Nordseite des Bergfrieds mit Schießscharte Der Zugang zwischen dem Palas und dem Bergfried der Burg Angern konnte um 1350 ausschließlich über ein höher gelegenes Obergeschoss erfolgen. An der Nordseite des Bergfrieds, zur Palasseite hin, befindet sich im Erdgeschoss keine Tür, sondern eine schmale vertikale Schießscharte. Diese bauliche Gestaltung zeigt, dass eine direkte ebenerdige Verbindung bewusst vermieden wurde. Bewegungen zwischen Wohnbereich und Turm waren nur über einen erhöhten Gang oder eine hölzerne Brücke im Obergeschoss möglich, was der hochmittelalterlichen Verteidigungspraxis entsprach. Im Belagerungsfall konnte die Verbindung schnell unterbrochen werden, sodass der Bergfried als autonomes Refugium unabhängig verteidigt werden konnte. Vergleichbare Konzepte sind auch bei anderen Wasserburgen wie Ziesar und Lenzen nachweisbar. Brücke zwischen Palas und Bergfried mit Schießscharten im Erdgeschoss (KI generiert) Direkt an den Bergfried der Burg Angern schloss sich um 1350 ein Nebengebäude an, das etwa 8 Meter lang und 10 Meter breit und noch heute vollständig erhalten ist. Dieses Bauwerk besteht aus zwei Tonnengewölben: Das nördliche Tonnengewölbe ermöglichte über eine Türöffnung den Zugang zum Innenhof der Südinsel sowie über einen weiteren Durchgang den direkten Eintritt in den Bergfried und diente vermutlich als Kontrollzone und Schutzraum für den Brückenzugang. Das südliche Tonnengewölbe führte zu einem noch erhaltenen Brunnen und sicherte damit die unabhängige Wasserversorgung des Turms. Diese Anordnung aus Bergfried, vorgelagertem Tonnengewölbe und Brunnen entsprach dem hochmittelalterlichen Verteidigungskonzept autonom verteidigungsfähiger Turmeinheiten und belegt die funktionale Eigenständigkeit der Südinsel innerhalb der Gesamtanlage der Burg Angern. Die bauliche Verbindung zwischen dem Tonnengewölbe und dem Bergfried weist zudem auf eine strategisch durchdachte Verteidigungsarchitektur hin. Aus militärischer Sicht war ein geschützter Zugang vom Tonnengewölbe zur ersten Etage des Bergfrieds sinnvoll, da er eine verdeckte und gesicherte Bewegung der Verteidiger ermöglichte. Anstatt einen leicht angreifbaren Bodenzugang zu nutzen, konnten sich die Verteidiger über einen schmalen, kontrollierbaren Übergang innerhalb des Tonnengewölbes geschützt in das Turminnere zurückziehen. Diese Konzeption entspricht dem hochmittelalterlichen Verteidigungsprinzip, kritische Bauwerke nur über gesicherte oder schwer erreichbare interne Verbindungen zu erschließen. Vergleichbare Lösungen finden sich bei Burgen wie Lenzen, wo ähnliche indirekte Verteidigungsstrukturen die Überlebensfähigkeit der Besatzung im Belagerungsfall erhöhten. Die Burg Angern unterscheidet sich von vielen zeitgenössischen Anlagen insofern, als sie trotz erheblicher Kriegszerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wesentliche Teile der ursprünglichen Palasstruktur sowie Überreste des Turmbaus bewahren konnte. Die erhaltenen Bruchsteinmauern, die Fensterachsen des Kellers und das verbliebene Geschoss des Bergfrieds dokumentieren eindrucksvoll die architektonische Gestaltung hochmittelalterlicher Wasserburgen. Während in zahlreichen anderen Anlagen spätere Umbauten die mittelalterliche Substanz überformten, blieb in Angern ein weitgehend unverstellter archäologischer Befund erhalten, der umfangreiche Rückschlüsse auf Bauweise, Nutzung und Verteidigungskonzept zulässt. Diese Befunde ergeben ein außergewöhnlich geschlossenes Bild einer funktional durchdachten hochmittelalterlichen Wasserburg, das im norddeutschen Raum nur selten vergleichbar überliefert ist. Bislang sind diese Strukturen wissenschaftlich nicht systematisch untersucht worden. Aufgrund ihrer bauhistorischen Bedeutung sowie ihres hervorragenden Erhaltungszustandes erscheint eine bauhistorische Aufnahme und Bewertung dringend erforderlich. Ziel ist es, den baugeschichtlichen Entwicklungsprozess des Palas und der Südinsel präzise zu erfassen und eine tragfähige Grundlage für künftige denkmalpflegerische Maßnahmen sowie für die wissenschaftliche Einordnung des Befundbestandes zu schaffen. Trotz der Vielzahl gut erhaltener Baubefunde ist die Burg Angern bislang von der wissenschaftlichen Forschung nahezu unbeachtet geblieben. Gerade dieser Umstand verleiht ihr besondere Bedeutung: Der weitgehend authentische Erhaltungszustand eröffnet ein außergewöhnliches Potenzial für künftige bauhistorische und archäologische Untersuchungen, die bislang ungenutzte Einblicke in die hochmittelalterliche Burgenarchitektur der Region ermöglichen könnten. Damit nimmt die Burg Angern innerhalb des hochmittelalterlichen Burgenbaus Norddeutschlands eine typische, zugleich aber aufgrund ihres unverstellten Erhaltungszustands und der bestehenden Forschungsleerstelle eine herausragende Stellung ein. Sie bietet wesentliche Erkenntnisse zur Bauweise, Funktionsgliederung, Wehrarchitektur und strategischen Ausrichtung hochmittelalterlicher Wasserburgen im nördlichen Sachsen-Anhalt und südwestlichen Brandenburg und bildet ein Schlüsselbeispiel für die künftige Erforschung dieser Burgenlandschaft. Die Burg Angern im Kontext des hochmittelalterlichen Burgenbaus in der Altmark und im mitteldeutschen Raum Die hochmittelalterliche Burg Angern zählt zu den am besten bauarchäologisch überlieferten Niederungsburgen im norddeutschen Raum. Ihre topografische Besonderheit – die Trennung von Hauptburg und Wehrturm auf zwei künstlich angelegten Inseln – stellt ein herausragendes Beispiel für die strategische und funktionale Entwicklung von Wasserburgen im 14. Jahrhundert dar. Das vorliegende Essay untersucht die Stellung der Burg Angern im Vergleich zu regionalen Burgenbautypen und reflektiert Gemeinsamkeiten und Abweichungen im Hinblick auf Anlageform, Materialität, Verteidigungskonzept und architektonische Klarheit. Topografie und Anlageform Die Burg Angern wurde 1341 unter Erzbischof Otto von Magdeburg als Wasserburg errichtet. Ihre Anlage mit zwei eigenständigen Inseln – der nördlichen Hauptinsel (mit Palas) und der südlichen Turminsel (mit Bergfried, Gewölbebauten und Brunnen) – ist in dieser Konsequenz im hochmittelalterlichen Burgenbau der Altmark ohne bekannte Parallele dokumentiert. Zwar lassen sich auch bei anderen regionalen Anlagen (z. B. Beetzendorf, Apenburg) topografisch klare Gliederungen erkennen, doch sind dort Hauptburg und Bergfried stets innerhalb einer geschlossenen Anlage organisiert. Die klare physische Trennung in Angern hingegen verweist auf eine besonders entwickelte strategische Planung. Materialität und Bautechnik Wie bei vielen Burgen in der Altmark dominierte auch in Angern das Bruchsteinmauerwerk. Einzelne architektonisch betonte Partien – insbesondere das erhaltene Eingangsgewände des Palas – wurden hingegen aus sorgfältig bearbeitetem dunkelgrauem, feinkörnigem Naturstein gefertigt, vermutlich Basaltlava oder Andesit. Diese Werksteine sind exakt quaderförmig zugerichtet, mit geglätteten, scharfkantigen Fugenflächen, und zeigen damit ein überdurchschnittliches handwerkliches Niveau. Ihre Verwendung verweist nicht nur auf gezielte ästhetische Akzentuierung im Eingangsbereich, sondern lässt auch Rückschlüsse auf die Bauherrenambition und regionale Bauverbindungen zu. Derartige Werksteinausführungen sind etwa auch im Portalbereich der Burg Ziesar oder in frühen Stufen der Burg Wanzleben nachweisbar. Backstein wurde in Angern hingegen erst in Reparaturen des 17. und 18. Jahrhunderts verwendet, insbesondere in Gewölben und sekundären Ausmauerungen. Im Unterschied zu vollständig in Backstein errichteten Anlagen wie Letzlingen oder Tangermünde steht Angern somit eher in der Tradition feldsteinorientierter, handwerklich differenziert akzentuierter Bauten, wie sie auch für frühe Phasen in Beetzendorf belegt sind. Verteidigungs- und Erschließungskonzept Die bisherigen Beobachtungen lassen erkennen, dass die Burg Angern eine herausragend vollständige hochmittelalterliche Bau- und Erschließungsstruktur bewahrt hat. Besonders hervorzuheben ist die nahezu vollständig erhaltene Grundrissstruktur des Palas-Erdgeschosses mit zentralem Flur, einem bauzeitlichen Umkehrgang und der Treppenanlage ins Obergeschoss. Der 180 Graf Umkehrgang, als bewusst angelegtes Verteidigungselement, dokumentiert anschaulich die funktionale Sicherheitslogik hochmittelalterlicher Wasserburgen. Ergänzend belegt das erhaltene Eingangsgewände aus sorgfältig gearbeitetem dunkelgrauem, feinkörnigem Naturstein die hochwertige bauliche Ausführung des Palas und ordnet sich stilistisch in den Kontext vergleichbarer Burgen der Region ein. Seine Erhaltung bestätigt die Bauphase der Anlage um 1340–1350. Turminsel und Wehrstruktur Der Zugang zum Bergfried der Burg Angern erfolgte um 1350 über zwei unterschiedliche Wege. Zum einen bestand ein ebenerdiger Zugang über ein nördlich vorgelagertes, heute noch erhaltenes Tonnengewölbe auf der Turminsel. Dieses diente als Kontrollzone und Schutzraum und ermöglichte durch eine Türöffnung den direkten Eintritt in das erhaltene Erdgeschoss des Bergfrieds. Zum anderen existierte wohl eine zweite Verbindung auf Obergeschossniveau, die vermutlich durch eine hölzern überdeckte Laufbrücke oder einen gedeckten Gang direkt in die erste Etage des Palas führte. Hinweise darauf liefert das Fehlen eines ebenerdigen Zugangs an der Nordseite des Bergfrieds sowie die dort befindliche vertikale Schießscharte, die gezielt auf den Graben zwischen beiden Inseln ausgerichtet ist. Diese doppelte Erschließungsstruktur entsprach einem hochentwickelten Verteidigungskonzept: Während die untere Verbindung als gesicherter Kontrollzugang diente, konnte die obere Brücke im Belagerungsfall rasch entfernt oder zerstört werden, wodurch der Bergfried als eigenständige, verteidigungsfähige Einheit isoliert blieb. Vergleichbare Konzeptionen sind bei anderen Wasserburgen wie Lenzen, Ziesar und Wanzleben ebenfalls nachweisbar. Der Zugang zwischen dem Palas und dem Bergfried der Burg Angern war um 1350 nicht ausschließlich auf das Obergeschoss beschränkt, wie zunächst vermutet wurde. Tatsächlich belegt ein direkt angrenzendes, ebenerdig zugängliches Nebengebäude mit zwei Tonnengewölben die Existenz eines weiteren Zugangs auf Hofniveau. Das nördliche Tonnengewölbe ermöglichte über eine Türöffnung den Zugang zum Innenhof der Südinsel sowie über einen weiteren Durchgang den direkten Eintritt in das Erdgeschoss des Bergfrieds. Dieser Zugang diente vermutlich als Kontrollzone und Sicherungspunkt für den Brückenzugang von der Hauptburg. Ergänzend befand sich im südlichen Tonnengewölbe ein Brunnen, der die autarke Versorgung der Turmeinheit gewährleistete. Die bauliche Verbindung zwischen dem Tonnengewölbe und dem Bergfried unterstreicht die strategisch durchdachte Verteidigungsarchitektur, bei der sowohl verdeckte Bewegungen im Inneren als auch externe Rückzugsoptionen im Ernstfall berücksichtigt wurden. Diese Konzeption entspricht dem hochmittelalterlichen Verteidigungsprinzip, kritische Bauwerke nur über gesicherte oder kontrollierte interne Verbindungen zu erschließen. Vergleichbare Lösungen finden sich auch bei anderen Wasserburgen wie Lenzen oder Ziesar, wo ebenfalls indirekte Zugangszonen zur Turmeinheit nachweisbar sind. Palas und funktionale Gliederung Der Palas der Burg Angern entspricht in seiner baulichen Anlage und Nutzung dem Typus der regionaltypischen Wasserburgen. Die Orientierung entlang einer Hauptmauer, das vollständig erhaltene Erdgeschoss mit Belüftungsfenstern zur Grabenseite mit einem erhaltenen 180-Grad-Umkehrgang sowie die Kombination von Repräsentations-, Wohn- und Wirtschaftsbereichen innerhalb eines Baukörpers sind typische Merkmale des hochmittelalterlichen Burgenbaus der Region. Vergleichbare Strukturen lassen sich in der Burg Ziesar erkennen, deren Palas sich ähnlich entlang der Hauptmauer erstreckte und ebenfalls eine funktional genutzte Kellerzone aufwies. Auch die Burg Lenzen zeigt eine analoge Anordnung von Wohn- und Wirtschaftsräumen mit integrierten Lagerkellern entlang der Wasserflanke. In Beetzendorf sind Reste eines ähnlich gegliederten Palas erhalten, wobei hier die Kellerbereiche heute nur noch fragmentarisch nachvollziehbar sind. Die Grundmauern der Hauptburg mit einer Ausdehnung von etwa 35 × 35 Metern sowie das erhaltene erste Geschoss des Bergfrieds mitsamt den Tonnengewölben auf der südlichen Turminsel belegen in außergewöhnlicher Geschlossenheit die hochmittelalterliche Bau- und Verteidigungsstruktur der Gesamtanlage. Die originale Sockelstruktur der Hauptburg, die an allen Seiten sichtbar ist, sowie eine Reihe gleichmäßig angeordneter Fensteröffnungen entlang der gesamten Ostseite des Palas belegen zusätzlich die hochmittelalterliche Ausdehnung, die systematische wirtschaftliche Nutzung und die funktionale Durchgliederung des gesamten Erdgeschossbereichs. Turminsel und Wehrstruktur Auf der Südinsel sind das erste Geschoss des Wehrturms (Bergfried), zwei angrenzende vollständige Tonnengewölbe sowie ein verborgener, funktionaler Brunnen erhalten, die gemeinsam eine eigenständige Verteidigungs- und Versorgungseinheit dokumentieren. Der Bergfried der Burg Angern mit einer Grundfläche von 10 × 10 Metern und vermutlich sieben Stockwerken dürfte auf Grundlage typischer hochmittelalterlicher Bauweisen eine Höhe von etwa 26 bis 30 Metern erreicht haben. Diese Rekonstruktion entspricht der Dimension vergleichbarer Türme wie in Tangermünde und Lenzen und unterstreicht die dominierende Rolle des Bergfrieds innerhalb der Verteidigungsstruktur der Burg. Direkt an den Bergfried schließt sich ein etwa 8 × 10 m großes Gebäude mit zwei Tonnengewölben an. Das nördliche diente als Kontrollzone für den Brückenzugang, das südliche sicherte die Wasserversorgung über einen Brunnen. Diese Kombination belegt die funktionale Eigenständigkeit der Turminsel. Die strategisch verdeckte Verbindung ins erste Obergeschoss des Bergfrieds entsprach dem typischen hochmittelalterlichen Verteidigungskonzept. Archäologisches Potenzial Trotz der außergewöhnlich klaren baulichen Überlieferung ist das archäologische Potenzial der Burg Angern bislang nur ansatzweise erschlossen. Besonders im Bereich der westlich vorgelagerten Vorburgzone, in der das Pforthäuschen, das Brauhaus und der Viehstall nach der Dorfchronik um 1650 noch vorhanden waren, bestehen bislang keine gesicherten Grabungsergebnisse. Eine systematische Prospektion könnte hier Aufschluss über Ausdehnung, Gebäudestrukturen und Nutzung der ökonomischen Peripherie geben. Auch im Inneren des Palas lassen sich durch eine archäologische Untersuchung möglicherweise ursprüngliche Fußbodenniveaus, Einbauten oder Hinweise auf Raumfunktionen nachweisen. Der bislang nicht vollständig freigelegte Bereich der südlichen Tonnengewölbe auf der Turminsel bietet ebenfalls erhebliches Potenzial für stratigrafische Analysen sowie zur Lokalisierung von Versorgungs-, Verteidigungs- oder Fluchträumen. Der archäologische Befund in Angern wäre geeignet, die bislang hauptsächlich durch Bauforschung und historische Quellen erschlossene Struktur der Burg um materielle und chronologische Daten zu ergänzen. Aufgrund des weitgehend ungestörten Erhaltungszustands einzelner Areale wäre Angern zudem ein idealer Kandidat für eine kombinierte Untersuchung mit bauhistorischen, geophysikalischen und grabungstechnischen Methoden. Erhaltungszustand und Forschungsbedarf Im Vergleich zu Burgen wie Lenzen, von der lediglich der Grundriss bekannt ist, oder Beetzendorf, dessen mittelalterlicher Zustand durch spätere Umbauten kaum mehr erkennbar ist, besitzt Angern einen außergewöhnlich hohen archäologischen und bauhistorischen Informationsgehalt. Die noch heute sichtbaren Sockelmauern, Gewölbe, Fensterachsen sowie der strukturierte Zugang ins erste Obergeschoss des Palas ermöglichen eine ungewöhnlich genaue Rekonstruktion der inneren Organisation einer hochmittelalterlichen Wasserburg. Diese Klarheit macht Angern zu einem Referenzbeispiel für den spätmittelalterlichen Burgenbau in der nordöstlichen Altmark. Trotz der Vielzahl gut erhaltener Baubefunde ist die Burg Angern bislang von der wissenschaftlichen Forschung nahezu unbeachtet geblieben. Gerade dieser Umstand verleiht ihr besondere Bedeutung: Der weitgehend authentische Erhaltungszustand eröffnet ein außergewöhnliches Potenzial für künftige bauhistorische und archäologische Untersuchungen, die bislang ungenutzte Einblicke in die hochmittelalterliche Burgenarchitektur der Region ermöglichen könnten. Fazit Die Burg Angern nimmt unter den hochmittelalterlichen Wasserburgen der Altmark eine Sonderstellung ein. Ihre zweigeteilte Inselstruktur, die klare funktionale Gliederung, das erhaltene Gewölbesystem und die gut nachvollziehbare Erschließung machen sie zu einem herausragenden Beispiel spätmittelalterlicher Wehrarchitektur. In typologischer Hinsicht steht sie zwischen den älteren, funktional reduzierten Feldsteinburgen und den stärker repräsentativ geprägten spätgotischen Anlagen. Ihre Erforschung würde nicht nur die regionale Burgenkunde bereichern, sondern könnte auch überregionale Impulse für das Verständnis der spätmittelalterlichen Burgentwicklung in Nord- und Mitteldeutschland liefern. Lesen Sie eine ausführliche Dokumentation zur Burg Angern oder unternehmen Sie einen virtuellen Rundgang durch die Burganlage im Jahr 1350 oder betrachten Sie alle Befunde zum Palas auf der Burginsel und zur südlichen Turminsel . Literatur und Quellen: Dorfchronik Angern Alexander Graf von der Schulenburg / Klaus-Henning von Krosigk: Das Herrenhaus in Angern Heinrich Bergner: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Wolmirstedt, Halle a. d. S., 1911. Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, München / Berlin 1990. Lütkens, Martin: Burg Lenzen – Baugeschichte und archäologische Befunde, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege, 2011. Vergleichsanlagen: Beetzendorf, Apenburg, Letzlingen, Tangermünde, Ziesar (basierend auf Danneil 1847; Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt 2001; eigene Beobachtungen)
Die Burg Angern um 1350: Architektur und Aufbau einer mittelalterlichen Wasserburg in der Altmark. Die Burg Angern, errichtet um 1341 unter Erzbischof Otto von Magdeburg, stellt ein herausragendes Beispiel für den Typus der mittelalterlichen Wasserburg in der Altmark dar. Inmitten eines künstlich angelegten Wassergrabens erhoben sich die Hauptburg auf einer nördlichen Insel sowie der Bergfried auf einer südlichen Nebeninsel. Die hier dargestellte Rekonstruktion basiert auf archäologischen Restbefunden, historischen Quellen (Rep. H Angern Nr. 79; Dorfchronik Angern) und Vergleichen mit zeitgenössischen Anlagen wie Kalbe (Milde), Beetzendorf und Salzwedel.
Die Burg Angern als exemplarische hochmittelalterliche Wasserburg in Norddeutschland. Die Burg Angern entstand 1341 unter Erzbischof Otto von Magdeburg als klassische Niederungsburg auf zwei künstlich angelegten Inseln, geschützt durch ein umfassendes System von Wassergräben. Die räumliche Trennung von Hauptburg und Wehrturm auf zwei eigenständigen Inseln ist im hochmittelalterlichen Burgenbau Norddeutschlands bislang ohne bekannte Parallele dokumentiert. Der Zugang zur Hauptburg erfolgte über eine hölzerne Brücke, die zur möglicherweise westlich vorgelagerten Vorburg führte, welche ihrerseits Wirtschaftsfunktionen wie Stallungen, Lagerräume und Gesindewohnungen beherbergte sowie möglicherweise vom Wehrturm der südlichen Insel. Die Hauptinsel war quadratisch (ca. 35 × 35 m) angelegt. Ein eigenständiges Torhaus ist für Angern nicht nachweisbar; der Zugang wurde vielmehr nachweislich durch ein einfaches Pforthäuschen geregelt – eine Abweichung von der sonst verbreiteten Torhausarchitektur und ein Hinweis auf eine reduzierte, pragmatische Verteidigungsstrategie.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.