Die Turminsel von Angern war baulich vom Palas getrennt und durch einen eigenen Abschnitt des Wassergrabens gesichert. Im Zentrum stand der achtgeschossige Bergfried aus Bruchstein mit bis zu 2,50 Meter starken Mauern, dessen Erdgeschoss vollständig erhalten ist. Angrenzend befanden sich zwei Tonnengewölbe und ein funktionierender Brunnen, was auf eine autarke Nutzung und strategische Bedeutung als Rückzugsort im Verteidigungsfall hinweist.
Die Turminsel als funktionaler Kernraum hochmittelalterlicher Wasserburgen – Das Beispiel Burg Angern um 1340. In der hochmittelalterlichen Burgenarchitektur Nord- und Mitteldeutschlands stellen sogenannte Turminselsysteme ein markantes Strukturmerkmal wasserumwehrter Anlagen dar.
Der Bergfried der Burg Angern: Funktion, Architektur und Rekonstruktion eines hochmittelalterlichen Wehrturms. Der Bergfried der Burg Angern zählt zu den bedeutendsten Beispielen hochmittelalterlicher Wehrarchitektur im mitteldeutschen Raum. Seine isolierte Lage, die erhaltene Bausubstanz des Sockelgeschosses sowie die archivalisch belegte Geschosshöhe erlauben eine differenzierte Analyse von Funktion, Bauweise und strategischer Einbindung in das Gesamtsystem der spätmittelalterlichen Wasserburg. Gestützt auf archäologische Befunde, historische Überlieferung und vergleichende Typologie rekonstruiert der folgende Beitrag die architektonische Gestalt und militärische Rolle des Turms zur Zeit seiner Entstehung um 1340. Dabei wird der Bergfried in den weiteren Kontext mitteldeutscher Burgenentwicklung eingeordnet und als eigenständiges, symbolisch aufgeladenes Herrschaftselement interpretiert.
Bestand und räumliche Struktur: Südlich an den erhaltenen Bergfried der Südinsel von Burg Angern schließt ein zweiteiliger Tonnengewölbekomplex an. Die Anlage besteht aus einer nördlichen Tonne, die in Ost-West-Richtung verläuft, und einer südlichen Tonne, deren Achse nach Nord-Süd ausgerichtet ist. Beide Gewölberäume sind funktional miteinander verbunden, wobei die nördliche Tonne direkt mit dem Wehrturm kommuniziert.
Schacht aus dem nördlichen Gewölbekeller zum zugeschütteten Innenhof
Mögliche Zugänge zur Turminsel der Burg Angern um 1350: Eine kritische Analyse. Die Burg Angern in der Altmark weist eine seltene bauliche Besonderheit auf: einen isolierten Wehrturm auf einer separaten Insel südlich der Hauptburg. Während die Existenz dieses sogenannten Bergfrieds durch historische Quellen und bauliche Reste gesichert ist, bleibt die Frage seines Zugangs weitgehend unbeantwortet. Bislang gibt es keine archäologischen Nachweise für eine Brückenanlage, Türöffnung oder sonstige Verbindung zur Hauptburg. Dennoch lassen sich auf Basis funktionaler, topographischer und typologischer Kriterien verschiedene Zugangsszenarien rekonstruieren. Dieses Essay untersucht die möglichen Wege zur Turminsel im Kontext vergleichbarer Burganlagen des 13. und 14. Jahrhunderts.