Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Das Zimmer rechter Hand des Saals war mit 28 Bahnen gelber Brocadelltapeten ausgestattet. Brocadelltapeten, meist aus Seide oder Leinen mit eingewobenen Mustern, waren im 18. Jahrhundert ein Zeichen von Wohlstand und Eleganz. 

Die Wände waren mit mehreren Porträts Angehöriger der Familie von der Schulenburg geschmückt, die im 19. Jahrhundert in den unteren Gartensaal umgezogen sind und dort auf den Aufnahmen erkennbar sind. Darunter befanden sich:

  • Ein Kniestück des Venezianischen Generalfeldmarschalls Grafen von der Schulenburg, das Johann Matthias zeigte, der als bedeutender Heerführer in Diensten der Republik Venedig stand.
  • Ein Kniestück des Königlich Sardinischen Generals der Infanterie Freiherrn von der Schulenburg, der im Dienste des Königreichs Sardinien-Piemont stand.
  • Ein rundes Porträt des Königlichen Sardinischen Generalfeldzeugmeisters, der für die Artillerie und militärische Logistik zuständig war.
  • Ein viereckiges Porträt des Königlichen Sardinischen Generalmajors, der eine hohe Offiziersstellung innerhalb der sardischen Armee innehatte.

Das zentrale Möbelstück des Zimmers war ein prächtiges gelbes Damastbett á la Duchesse, das mit einem ponceaufarbenen (kräftig roten) Dekor garniert war. „Bett á la Duchesse“ bezeichnet eine elegante Bettform mit einem hohen Kopfteil und oft mit einem geschwungenen Baldachin. Die Bettwäsche bestand aus einem grün, rot, gelb und weiß gestreiften feinleinenen Oberbett, das mit feinen Daunen gefüllt war. Dazu kamen zwei passende Kissen, ein rot-weiß gestreifter Parchen-Pfuhl (ein dekoratives Sitzkissen), ein blau-weiß gestreifter Drell-Pfuhl (Drell war ein besonders dicht gewebtes Baumwollgewebe) und ein Strohsack als Unterlage – eine damals übliche Kombination für weiche und luxuriöse Betten.

Supraporten mit Fruchtmotiven schmückten die Wandbereiche oberhalb der drei Flügeltüren, was für Rokoko-Interieurs typisch war. Diese dekorativen Malereien über Türen oder Kaminen sollten die Raumgestaltung optisch aufwerten.

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Die Möblierung war auf Komfort und Eleganz ausgelegt. Eine Kommode aus Nussbaumholz bot Stauraum und war mit feinen Schnitzereien verziert. Ein ovaler Spiegel mit Nussbaumrahmen ergänzte das Ensemble und reflektierte das einfallende Licht, um den Raum heller erscheinen zu lassen.

Für Sitzgelegenheiten standen zwei Fauteuils (gepolsterte Sessel mit Armlehnen) und drei Stühle mit gelben Doublett-Bezügen, die ponceaufarben garniert waren, zur Verfügung. „Doublett“ war ein schwerer Seidenstoff, der für Polsterungen besonders beliebt war. Fünf Tabourets (kleine Hocker) boten zusätzliche Sitzmöglichkeiten.

Der Raum wurde durch vier große Gardinen mit zwei Falballas aus weiß, rot, blau und gelb gestreifter Leinwand ergänzt. Die Farben der Stoffe schufen ein lebendiges und zugleich stilvolles Ambiente.

Ein weiteres herausragendes Möbelstück waren die zwei großen Nussbaumtische mit kunstvoll geschnitzten Beinen (Kehtülsen). Diese Tische waren nicht nur funktionale Einrichtungsgegenstände, sondern auch Ausdruck hoher handwerklicher Qualität. Die geschnitzten Beine könnten florale oder tierische Motive aufgewiesen haben, was für die gehobene Innenausstattung des 18. Jahrhunderts charakteristisch war.

Insgesamt zeigte dieser Raum eine durchdachte Kombination aus hochwertiger Möblierung, prunkvollen Wanddekorationen und repräsentativer Kunst, die den Status des Hausherrn und seine Affinität zur militärischen Tradition und Kunst widerspiegelte.

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Die Burg Angern als Herrschafts- und Wehranlage stellt in ihrer historischen Entwicklung ein typisches Beispiel einer spätmittelalterlichen Wasserburg des niederen Adels im mitteldeutschen Raum dar. Ihre Entstehung unter Erzbischof Otto von Magdeburg im 14. Jahrhundert war eng mit den Machtinteressen des Erzstifts Magdeburg verbunden. Die Wahl des Standorts – auf einer inselartigen Erhebung inmitten der Elbniederung – folgte sowohl militärisch-strategischen als auch wirtschaftlich-topographischen Überlegungen. In unmittelbarer Nähe wichtiger Verkehrswege und Elbübergänge gelegen, diente die Burg der Kontrolle von Handelsrouten, der Sicherung regionaler Besitzverhältnisse und der symbolischen Machtdemonstration.
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Dieser Rundgang durch die Burg Angern um das Jahr 1350 basiert auf einer sorgfältigen Rekonstruktion historischer Quellen, archäologischer Befunde und baugeschichtlicher Analysen. Alle Szenen, Räume und Details wurden unter Berücksichtigung realer Gegebenheiten der mittelalterlichen Anlage entwickelt – etwa der erhaltenen Tonnengewölbe, der typischen Bauweise von Palas, Bergfried und Wirtschaftsflügeln sowie Hinweise aus Inventaren und schriftlichen Überlieferungen. Ziel ist es, nicht nur die äußere Gestalt, sondern auch die Atmosphäre und Lebenswelt einer spätmittelalterlichen Burg erlebbar zu machen – so nah wie möglich an der historischen Realität, doch mit erzählerischer Tiefe. Die Bilder zeigen fotorealistische Rekonstruktionen der Burg Angern um 1350. Sie basieren auf archäologischen Befunden, historischen Quellen und vergleichbarer Bausubstanz – realitätsnah umgesetzt mit moderner KI-Technik. Von der Vorburg zum Pforthäuschen
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.