Im Rahmen der Denkmalpflege am Wasserschloss Angern wurden bemerkenswerte Funde gemacht, darunter Fragmente eines grün glasierten Kachelofens mit dekorativen Reliefs, die Hinweise auf die Nutzungsgeschichte und die materielle Kultur des 17. Jahrhunderts geben. Zudem zeigen bauarchäologische Untersuchungen, dass entgegen früherer Annahmen erhebliche bauliche Kontinuität zwischen dem mittelalterlichen Vorgängerbau und dem barocken Schloss besteht.
Im Rahmen baubegleitender Untersuchungen im Herrenhaus Angern wurde in den Zwischendecken des barocken Baus ein bemerkenswerter Fund gemacht: Fragmente eines grün glasierten Kachelofens, gefertigt aus glasierter Ziegelkeramik mit dekorativen Reliefs. Besonders auffällig ist ein Herzmotiv, das in einer der erhaltenen Kachelbruchstücke erkennbar ist. Der Fund gibt nicht nur Hinweise auf die Nutzungsgeschichte des Gebäudes, sondern erlaubt auch Rückschlüsse auf die materielle und symbolische Kultur im Angern des 17. Jahrhunderts.
Die ehemalige Burg- und spätere Schlossanlage in Angern, gelegen im heutigen Sachsen-Anhalt, stellt ein bemerkenswertes Beispiel für die Überlagerung mittelalterlicher Wehrarchitektur, frühneuzeitlicher Adelswohnkultur und barocker Repräsentation dar. Ihre architektonische Entwicklung ist nicht nur exemplarisch für den Wandel adliger Bausitze in der Altmark, sondern auch in ihrer Kontinuität und materiellen Tiefe einzigartig. Entgegen früheren Annahmen, die von einem vollständigen Abriss des Vorgängerbaus beim barocken Umbau um 1735 ausgehen, verdichten sich durch bauarchäologische Befunde, historische Pläne und schriftliche Quellen die Hinweise auf eine erhebliche bauliche Kontinuität.
Bezeichnung: Barocke Doppelflügeltür aus Eiche mit querliegenden Kassettenfeldern
Die Innenräume des Schlosses Angern waren im 18. Jahrhundert nicht nur architektonisch durchgeformt, sondern auch technisch anspruchsvoll ausgestattet. Neben Türen, Täfelungen und Tapeten zählten insbesondere die Raumöfen zu den raumbestimmenden Elementen barocker Wohnkultur. Sie dienten sowohl der Wärmeversorgung als auch der Repräsentation. Die wenigen erhaltenen Fragmente – darunter eine gusseiserne Ofenplatte mit dem Wappen der Familie von der Schulenburg – erlauben heute eine exemplarische Rekonstruktion der ursprünglichen Gestaltung. In Verbindung mit vergleichbaren Befunden, etwa im nahezu gleichzeitig ausgestatteten Schloss Mosigkau bei Dessau, zeigt sich ein typisches Ausstattungsschema höfischer Wärmequellen des mitteldeutschen Hochbarock.
Raumkontinuität und Stilkonglomerat zwischen Barock und Historismus. Ein wissenschaftlicher Beitrag zur Adelskultur und Interieurnutzung im mitteldeutschen HerrenhausDas heute fotografisch überlieferte Speisezimmer im Ostflügel des Schlosses Angern stellt ein bemerkenswertes Zeugnis adliger Wohn- und Repräsentationskultur dar. Während Türen, Wandaufbauten und Supraporten um 1745 entstanden, stammt ein Großteil der erhaltenen Möblierung offenbar aus der Zeit um 1880–1910. Diese Schichtung macht das Zimmer zu einem exemplarischen Raum, in dem sich unterschiedliche stilistische und funktionale Phasen adliger Lebensführung überlagern.
Denkmalpflegerische Kurzbeschreibung (um 1750). Das sogenannte chambre – das private Wohn- und Schlafzimmer von General Christoph Daniel von der Schulenburg – ist im südöstlichen Bereich des Corps de Logis gelegen und diente im funktionalen Gesamtkonzept des Schlosses Angern der intimen Repräsentation, dem Rückzug und der nächtlichen Nutzung. Es ist als Appartement de commodité anzusprechen, das innerhalb der Raumhierarchie durch eine gediegene, aber nicht zeremonielle Ausstattung hervorsticht.
Denkmalpflegerische und wissenschaftliche Analyse. Der Gartensaal des Schlosses Angern stellt einen zentralen Repräsentationsraum in der Dreiflügelanlage dar, die Christoph Daniel von der Schulenburg zwischen 1738 und 1745 errichten ließ. Seine architektonische und dekorative Gestaltung spiegelt exemplarisch den Ausstattungsanspruch eines aufgeklärten altmärkischen Gutsherrn wider, der sich an höfisch-barocken Vorbildern orientierte und diese regional adaptierte.