Die Denkmalpflege am Schloss Angern steht exemplarisch für den Umgang mit einem historischen Bauensemble, dessen Substanz über Jahrhunderte hinweg verschiedenen Nutzungen, Zerstörungen und Überformungen unterlag. Ziel der konservatorischen Arbeit war und ist es, sowohl die mittelalterlichen wie auch barocken Schichten des Schlosses zu sichern, sichtbar zu machen und in ein ganzheitliches Nutzungskonzept zu überführen.
Schloss Angern ist im Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt (Bd. 10.2, 2001, S. 25) als denkmalgeschützter Schlossbereich mit zugehörigem Landschaftspark geführt. Die Bedeutung einzelner mittelalterlicher Baubefunde, wie das Tonnengewölbe oder die Schießscharte im Ostflügel, wurde im Rahmen aktueller baugeschichtlicher Untersuchungen hervorgehoben (vgl. Publikation 'Angern' 2022). Die barocken Elemente, insbesondere die Fassadengliederung, das Raumkonzept und die Innenausstattung, wurden als seltenes Beispiel eines ländlichen Herrenhauses im Rokokostil mit klassizistischen Überformungen bewertet. Die barocken Elemente, insbesondere die Fassadengliederung, das Raumkonzept und die Innenausstattung, werden als seltenes Beispiel eines ländlichen Herrenhauses im Rokokostil mit klassizistischen Überformungen bewertet.
Neben konservatorischen Aspekten wurde das Schloss auch unter denkmalpädagogischen Gesichtspunkten erschlossen. Dies umfasst die Dokumentation vorgefundener Ausstattungsreste, wie textile Wandbespannungen, grün glasierter Ofenkacheln aus dem 17. Jahrhundert oder originale Eisenbeschläge an Innentüren, aber auch die historische Erschließung der Gartenanlage. Die Anlage eines rekonstruierten Fächerbeets aus dem Jahr 1845, wurde 2022 mit Mitteln der v. Hickeldey-Stiftung und der Stiftung Preußisches Kulturerbe unterstützt. Auch das fragmentarisch erhaltene Tonnengewölbe der Vorburg wurde im Rahmen der Sanierung gesichert.
Die Restaurierung des Schlosses erfolgt unter der Prämisse der Reversibilität und der behutsamen Annäherung an den Ursprungszustand. Dabei kommen traditionelle Handwerkstechniken ebenso zur Anwendung wie moderne restauratorische Methoden. Die erhaltene barocke Stuckdecke im Gartensaal wurde im Jahr 2004 konservatorisch gesichert und in Teilbereichen retuschiert. Auch die Fensteranlagen wurden unter Beachtung historischer Fensterteilungen und Rahmenprofile erneuert.
Insgesamt zeigt die Denkmalpflege am Schloss Angern die Möglichkeiten eines methodisch reflektierten Umgangs mit einem vielschichtigen Bauwerk. Durch die Verbindung von Forschung, Restaurierung und Vermittlung gelingt es, das historische Ensemble nicht nur zu erhalten, sondern auch einem öffentlichen Bewusstsein zugänglich zu machen.
Quellen
- Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 10.2: Ohrekreis II., 2001, S. 25
Fliegenkopf Verlag, Halle (Saale) 2001, ISBN 3-910147-71-2. - Publikation Angern 2022, S. 14–20