Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Angern und Wenddorf, zwei im Kreis Wolmirstedt (heute Bördekreis) gehörige Dörfer, liegen unweit des Südrandes der Altmark. Die Dorfstätten erheben sich etwa 120 m über dem Meeresspiegel. Die Feldmarken sind von vielen Gräben durchzogen; Acker, Wiese, Wald wechseln in wohltuender Weise miteinander ab.

 

Von der ältesten Zeit bis zur Reformation

Das Dorf Angern hat seinen Namen von Anger, welches Wiese, Weide bedeutet. Der Tanger, welcher bei der Stadt Tangermünde in die Elbe mündet und von der Angernschen Feldmark kommt (Mahlwinkler Tanger), wurde in alten Zeiten auch Angergraben genannt.

Oder sollte der Name des Flusses und des Ortes von den Angeln, die in alter Zeit unter oder neben den Langobarden wohnten, herzuleiten sein? Wenddorf ist wahrscheinlich nach den Wenden genannt, die sich dort einst ansiedelten. Ein Bach an der Grenze der Feldmark heißt noch jetzt der "wendische Bach".

Zur Zeit Christi Geburt war das deutsche Land, besonders unsere norddeutsche Ebene, voll Waldung und Sümpfe. Und so groß waren die Waldungen, das das Eichhörnchen sieben Meilen weit von Baum zu Baum laufen konnte, ohne den Boden zu berühren. Weithin durch die Einsamkeit drang das Brüllen des Auerochsen, das Brummen des Bären, das Röhren der Hirsche und anderer wilden Tiere. Breiter und reißender als heute ergossen sich die Flüsse. Das Klima war rau und kalt. 

Damals wohnten in unserer Gegend die Langobarden. Nicht beieinander in Dörfern, sondern zerstreut schlugen sie hier und da ihre Hütten auf. Es waren große, kräftige Gestalten mit rötlich-blondem Haar und blauen Augen: Die Männer beschäftigten sich vornehmlich mit Jagd und Krieg. Wenn sie daheim waren, erzählten sie, auf der Bärenhaut liegend, gerne von ihren Jagderlebnissen und Kriegstaten. Die Frauen besorgten die Hauswirtschaft und Viehzucht. Ackerbau wurde nur selten betrieben. Gute Sitten galten bei der alten heidnischen Deutscher mehr als anderswo gute Gesetze. Sie hassten die Unzucht und jede Liederlichkeit und hielten auf Treue und Wahrhaftigkeit.

Als Kaiser Augustus im römischen Reich regierte, jener Kaiser, von dem das Gebot ausging, dass alle Welt geschätzt würde, hatten die Römer das Land bis zur Donau und bis zum Rhein bereits erobert. Immer weiter suchten sie ihre Adler in das deutsche Land hineinzutragen so mussten sie bald mit den Germanen zusammengeraten.


Im Jahre 9 nach Christi Geburt war es, da eilten Boten durch das deutsche Volk, welches zwischen der Weser und Elbe wohnte. Von Busch zu Busch, von Hütte zu Hütte gingen sie, sie erzählten, wie die stolzen Römer den freien Germanen Hab und Gut, das alte deutsche Recht und die deutsche Sprache nehmen wollten, und riefen zum Kampf gegen die fremden Eindringlinge auf. Auch in unsere Gegend werden die Boten gekommen sein. Auf Wegen und Stegen zogen bewaffnete Scharen nach Westen. Im Teutoburger Wald drangen die Germanen von allen Seiten auf die römischen Legionen ein und schlugen ihnen schwere Beulen und klaffende Wunden. Viele Römer lagen erschlagen am Boden, die Lebenden welche sich nicht durch die Flucht retteten, gerieten in Gefangenschaft. Als Sieger kehrten die Langobarden in ihre Wohnsitze zurück und blieben in denselben bis zur Völkerwanderung.

Um das Jahr 375 drangen die Hunnen in Europa ein und gaben den Anlass zu großen Völkerwanderungen. Alte Volksstämme verschwinden, neue traten auf den Schauplatz der Geschichte. Die Langobarden gehörten in dieser Zeit dem Reich und Volk der Thüringer an. Als aber der Thüringer König Hermanfried im Jahre 531 in der Schlacht an der Unstrut von dem König der Franken besiegt wurde, setzten sich diese in dem eroberten Lande fest. Der nördliche Teil des Thüringer Landes fiel den Sachsen zu, welche in dem Kriege auf Seiten der Franken gestanden hatten. So drangen also vom Niederrhein und von der unteren Elbe die Sachsen in unsere Gegend vor. Die Mehrzahl der Langobarden, von der Wanderlust ergriffen, zog nach Böhmen und von dort weiter nach Süden, nach Norditalien, wo sie in der Ebene des Po ein neues Reich gründeten. Da die Sachsen nicht so viele waren, dass sie den Acker bebauen mochten, so ließen sie die unterworfenen "Buren ungeschlagen". Diese behielten ihre Äcker, mussten aber den Sachsen Zins davon zahlen.


Als im 6. Jahrhundert die Wanderungen der Stämme aufhörten, und diese feste Wahnsitze einnahmen, ging man dazu über, den Acker zu bestellen. Einzelne Familien erhielten von den Häuptlingen Land zum Ackerbau, zur Viehweide und zur Wohnung angewiesen. Sie bauten sich nahe beieinander auf. Es entstanden Ansiedlungen, die Anfänge der Dörfer.

Im 8. Jahrhundert wurden die Franken mächtig, welche auf beiden Seiten des Rheins ein großes Reich gegründet hatten. Sie waren die Nachbarn der Sachsen. Raub und Plünderung, Mord und Brand geschah häufig in den Grenzgebieten. Die Franken hatten bereits das Christentum angenommen. Die Sachsen saßen noch in der Finsternis des Heidentums. Karl der Große (768 - 814) beschloss, die Sachsen zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren. Mit einem großen Heer rückte er nach Osten vor. Viele Jahre hindurch wurde zwischen den Stämmen gekämpft. Die Sachsen, wiederholt geschlagen, erhoben sich immer wieder zu neuen Aufständen. Endlich erlahmte ihre Kraft und ihr Mut. Sie beugten den Nacken unter das Joch der Franken und nahmen das Christentum an. Zwar gerieten sie nicht in persönliche Abhängigkeit von den Franken, aber sie mussten sich den staatlichen und kirchlichen Ordnungen des Frankenreiches fügen. Den Göttern durften fortan keine Opfer dargebracht werden, die Leichen durften nicht verbrannt, sondern mussten beerdigt werden.

Von großer Bedeutung für das deutsche Volksleben im Mittelalter ist das Lehnswesen. Als die Franken unser Gebiet eingenommen hatten, gab der König Landesteile an seine Kriegsmannen, welche ihm dafür Kriegsdienste zu leisten hatten. Diese wiederum taten dasselbe, sie gaben Land an ihre Vasallen und verpflichteten sie zu Diensten. So wurden als Lehn hingegeben Äcker und Häuser, Mühlen und Brauereien und Fischereien. Aller Grund und Boden war zehntpflichtig.

Im 10. bis 13. Jahrhundert geschahen die großen Rodungen. Kolonisten kamen aus anderer, Gegenden, machten das Land urbar und siedelten sich an. Vor allem war es Markgraf Albrecht der Bär, welcher aus Holland und Flandern Ansiedler herbeirief. Es entstanden neue Dörfer. Einige von den im frühen Mittelalter gegründeten Dörfer existieren nicht mehr, sie sind wüst gefallen - so das Dorf Panitz. Ein Gehölz, wenige Kilometer von Angern nach Nordosten gelegen, heißt Pallitzer oder Palnitzer Holz. Es hat seinen Namen von dem Dorfe, welches dort einst stand. Das Dorf wird von Wenden angelegt worden sein, denn diese siedelten gern auf leichten Böden, unweit von Flüssen und Gräben.


Um 1200 gehörte es mit 9 Hufen und der Kirche dem Kloster Ammensleben. Als der Erzbischof im Jahre 1341 in Angern ein Schloß baute, mochte er den Wunsch haben, das Patronat der Kirche in Palnitz und Eigentum in jenem Orte zu bekommen. Wann das Dorf eingegangen ist, lässt sich nicht nachweisen, jedenfalls noch vor der Einführung der Reformation. Auch hier wird eine wendische Ansiedlung gewesen sein Im Jahre 1562 war es jedoch wüst.

Ein Dorf Briest wird im Jahre 1448 als zum Schloss Angern gehörig genannt, im Jahre 1477 aber als "Dorfstätte Briest" aufgeführt. Es muss also vor 1477 eingegangen sein. Vielleicht ist das kleine Dorf durch Feuer zerstört, und die wenigen Bewohner haben sich darauf in Angern und Wenddorf aufgebaut, In Angern gibt es heute noch den Familiennamen Briest. Die Vermutung liegt nahe, daß die Familie aus dem besagten Dorf Briest stammt. Auch dieser Ort ist eine wendische Ansiedlung gewesen. Den Namen aber hat es von den benachbarten Deutschen erhalten.

Die meisten Wenden sind durch Albrecht dem Bären vertrieben und neue Ansiedler vom Niederrhein und Holland hierher geholt worden. Es lässt sich nicht bestimmen, wann das Dorf entstanden, noch viel weniger, wer seine ersten Bewohner waren. Vielleicht reicht es mit seinen Anfängen bis in die ersten Jahrhunderte nach Chr. zurück.

An der Chaussee nach Rogätz liegt ein Feld, die "alte Dorfstätte" genannt. Ein Dorf hat einst dort gestanden, das deuten die Mauerreste an, auf die man beim Pflügen gestoßen ist. Ob die Bewohner von hier einst ihren Wohnsitz nach der jetzigen Dorfstelle verlegt haben, oder ob jenes Dorf das in den Lehnbriefen erwähnte Lutkow gewesen ist, darüber lässt sich nicht einmal eine Vermutung aufstellen.

Im Jahre 1160 wird ein Theoderich von Angern und 1217 ein Heinrich von Angern genannt. Da es in jener Zeit üblich war, als Zunamen den Namen des Wohnortes zu wählen, so werden diese Männer nach unserem Angern genannt sein und in Angern einen Edelhof besessen haben. Sollte jener Theoderich nicht ein Ritter aus dem Gefolge Albrecht des Bären oder ein Ansiedler aus dem Westen gewesen sein können, dem, wie dem Luder von Wenddorf eine größere Fläche zur Kultivierung übergeben wardt ?

Im 13. Jahrhundert war Angern ein Streitobjekt zwischen den Markgrafen und den Erzbischöfen von Magdeburg. Nachdem im Jahre 1336 Angern als Erzstift-Magdeburgische Besitzung ausdrücklich anerkannt war, suchte der Erzbischof alsbald es zu sichern und zu befestigen. Es war im Jahre I341. Kalte Herbstwinde haben das Laub der Bäume gefärbt und werfen es auf die Erde. Auf der Weide gehen die Viehherden, von alten Leuten und jungen Burschen gehütet. Klein und unscheinbar sind die Häuser in Angern. Sie haben keine Fenster, sondern nur Luken, die geöffnet werden, um Licht und frische Luft hereinzulassen. Auch der Schornstein fehlt; der Rauch zieht durch ein dazu angebrachtes Loch ab. Die Tür ist zweiteilig (wie man sie auf den Holzstichen von Ludwig Richter noch sieht). Tisch und Bänke an der Wand stehend und Bettstellen, in denen dicke Federbetten über das Strohlager gebreitet sind, bilden die hauptsächlichste Einrichtung. Das Dach besteht aus Stroh, Rohr oder Heidekraut, welches mit Weidenruten befestigt ist. Mehr als das kleine Feuer auf dem Herde, mit welchem man die Speisen bereitet, trägt das Vieh, welches unter demselben Dache untergebracht ist, zur Erwärmung im Winter bei.

Ein rühriges Treiben herrschte an der Stätte, wo das jetzige Schloss steht. Erzbischof Otto von Magdeburg läßt eine Burg bauen, und seine Dienstpflichtigen aus Angern, Wenddorf, Mahlwinkel u. a. sind in voller Arbeit. Die Voigte, welche die Arbeiten überwachten und leiteten, treiben zur Eile; der Erzbischof hat sich zu einem Besuch angekündigt. Die Burg, später Schloss genannt, war gebaut und hat Jahrhunderte hindurch bestanden.

Einige Jahre nach dem Bau der Burg kam von Süden die Pest auch ins deutsche Land. Ob sie damals auch in Angern und Wenddorf geherrscht hat, darüber ist keine Nachricht erhalten. Einige Jahrzehnte später. Auf der Burg in Angern haust Gebhard von Alvensleben oder von Klötze, wie er auch genannt wird. Er ging auf Raub aus; die in der Nähe Angern vorbeiführende Heerstraße von Magdeburg durch die Altmark war oft Schauplatz von Überfällen auf die Magdeburger Handelsleute durch von Alvensleben und seinen Knechten. Mehrere Raubüberfälle mit reicher Beute auf Kaufleute wurden verübt. In Magdeburg spie man Gift und Galle; als man von den Überfällen härte. Man beschloss, dem Ritter, der solches verübt, zu Leibe zu gehen. Am Abend vor Himmelfahrt sah Gebhard von Alvensleben-Klötze seine Burg von gewappneten Kriegsknechten umstellt. Am folgenden Tage war er genötigt, die Burg für 400 Mark Silber den Bürgern von Magdeburg abzutreten. Von diesen erhielt sie der Erzbischof als sein Lehngut gegen eine Zahlung von 900 Mark zurück.

Bald nach dieser Zeit besaß die Familie von Rengerslage Angern als Lehngut oder Pfandgut. Später erhielt es Sander von Hemmersdorf, welcher dem Erzbischof Kriegsdienste in der Mark geleistet hatte und in Gefangenschaft geraten war. Nach diesem sind Dietrich von Zerbst und zwei Ritter von der Schulenburg Pfandinhaber. Im Jahre 1448 werden die Gebrüder von der Schulenburg mit dein Schloß Angern beliehen; seit dem ist Angern in den Händen der Familie von der Schulenburg bis zum Jahre 1945.

Es bestand damals aus drei Gütern: Schloß Angern, Vergunst und der "alte Hof". Vergunst, welches ebenfalls von einem Burggraben umgeben war, lag früher außerhalb des Dorfes, später infolge der Ausdehnung des Dorfes am Ende desselben, jetzt im Dorfe. Hier mögen einige Bemerkungen über das Dorfleben am Ausgange des Mittelalters Platz finden: Ìber die Beschaffenheit der Häuser ist schon einiges gesagt. Die Höfe mögen damals, weil Holz reichlich vorhanden war, mit Planken- oder Reisigzäunen umgeben gewesen sein. Schon gab es gegrabene Brunnen, und die großen Brunnenschwengel, die man hier und da noch im 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts sah, hat man schon damals gekannt.

Außerhalb des Hofes (meist im Garten) stand der runde Backofen. Dem Acker wurde eine sorgfältige Bearbeitung zu Teil; Steine und wildes Gestrüpp wurden entfernt, und die Erdschollen mit dem hölzernen Schläger zerkleinert. Das Getreide wurde mit dem Dreschflegel ausgeschlagen. Auf der Feldmark waren Grenzsteine gesetzt und wurden sorgfältig beachtet. Es kam vor, daß beim Setzen der Grenzsteine den anwesenden Knaben eine Maulschelle erteilt wurde, damit sie sich die Lage der Steine genau merken. Schwere Strafe traf die, welche die Grenzsteine verrückten.

> Angern anno 1840 ... (1816-1904)

Aus dem Heft zur Heimatkunde von 1905
aus: Tangerhütter Lokalanzeiger, März 2003

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Die Wasserburg Angern hat eine lange und komplexe Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Sie wurde erstmals 1336 urkundlich erwähnt, als es zwischen dem Erzbischof von Magdeburg und dem Markgrafen von Brandenburg zu einer Einigung über die Besitzverhältnisse in der südlichen Altmark kam. 1341 ließ Erzbischof Otto von Magdeburg an dieser Stelle eine Wasserburg errichten. Ob es sich dabei um einen Neubau oder die Verstärkung einer bereits vorhandenen Anlage handelte, ist unklar. Die Burg war von einem tiefen Graben umgeben und verfügte über einen siebenstöckigen Turm, der das Bauwerk dominierte. Es handelte sich wahrscheinlich um einen Feldsteinbau, wie die Mauerreste an der Brücke vermuten lassen.
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Dieser Rundgang durch die Burg Angern um das Jahr 1350 basiert auf einer sorgfältigen Rekonstruktion historischer Quellen, archäologischer Befunde und baugeschichtlicher Analysen. Alle Szenen, Räume und Details wurden unter Berücksichtigung realer Gegebenheiten der mittelalterlichen Anlage entwickelt – etwa der erhaltenen Tonnengewölbe, der typischen Bauweise von Palas, Bergfried und Wirtschaftsflügeln sowie Hinweise aus Inventaren und schriftlichen Überlieferungen. Ziel ist es, nicht nur die äußere Gestalt, sondern auch die Atmosphäre und Lebenswelt einer spätmittelalterlichen Burg erlebbar zu machen – so nah wie möglich an der historischen Realität, doch mit erzählerischer Tiefe. Die Bilder zeigen fotorealistische Rekonstruktionen der Burg Angern um 1350. Sie basieren auf archäologischen Befunden, historischen Quellen und vergleichbarer Bausubstanz – realitätsnah umgesetzt mit moderner KI-Technik. Von der Vorburg zum Pforthäuschen
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.